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Biogasanlagen im Breisgau und Hochschwarzwald
  

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Staudenhöfe am 17.4.2011: Blick nach Osten bei Gasthaus "Staude" - Schafe
Staudenhöfe am 17.4.2011: Blick nach Osten bei Gasthaus "Staude" - Schafe

Zwei Typen von Biomasseanlagen:
Gewerbliche Biogasanlage: Diese verarbeitet Reststoffe wie Biomüll und wird rechtlich als gewerbliche Biogasanlage behandelt. Beispiel: Industriegebiet Freiburg-Nord.

Landwirtschaftliche Biogasanlage: Diese verarbeitet ausschließlich nachwachsende Rohstoffe wie zum Beispiel Mais, Gülle und Rapsöl, um daraus Strom zu gewinnen. Beispiel:
Löffingen

Die Biomasse steuerte im vergangenen Jahr 2,3 Prozent zum deutschen Strombedarf bei. Das zeigt eine Studie des Bundesumweltministeriums. In der Zukunft sollen es bis zu zehn Prozent sein. In den vergangenen zwei Jahren hat sich die Strommenge aus Biomasse bereits verdoppelt. Damit trägt sie wesentlich dazu bei, dass der Anteil des Ökostroms am gesamten Stromverbrauch 2006 auf fast zwölf Prozent gestiegen ist. Die Biomasse liegt unter den erneuerbaren Energien deutlich hinter Wind- und Wasserkraft auf Rang drei, lieferte im vergangenen Jahr aber sieben Mal so viel Strom wie die Photovoltaik.

 

Biomasse vom Acker - erstaunlich ineffizient

Biotonne als Energielieferant könnte Ausbreitung der Monokulturwüsten eindämmen

Im Paket mit dem Zusammenstreichen der EEG-Vergütung für Solarstrom wurde vorerst auch das Ende für EEG-Strom aus Photovoltaik-Freiflächenanlagen auf Äckern festgelegt. Dass das keineswegs zu mehr Biodiversität oder mehr ökologischem Landbau führt, zeigen die jetzt wieder landesweit sprießenden Maismonokulturen. Die darauf gewonnen Pflanzen dienen, neben der Fleischproduktion, in immer größerem Umfang der Biogasgewinnung. Sie hat sich, nach ihren Anfängen als landwirtschaftliche Resteverwertung, mittlerweile zu einem im agroindustrillen Maßstab betriebenen Sektor entwickelt. Ein immer wichtigerer Abnehmer sind dabei Gasversorger, die zu Erdgasqualität aufbereitetes Biogas ihren Gasprodukten beimischen, um auch "Ökotarife" anbieten zu können. Beispielsweise berichtet der berliner Erdgasversorger Gasag, dass seinem Tarif "GASAG-Bio10" Methan aus der Biogasanlage Rathenow beigemischt wird. Dort werden auf 1.000 Hektar Silage, Getreide und Gülle produziert und damit pro Jahr 44 Mio. Kilowattstunden Biogas ins Erdgasnetz eingespeist. Pro Quadratmeter bedeutet das aber nur einen Ertrag von 4,4 kWh 1). Die solare Einstrahlung in der Region beträgt aber rund 1000 kWh/(m²*a). Die Biogasproduktion in immer größerem Umfang verwandelt also, wenn sie nicht gestoppt wird, immer größere Flächen der Landschaft in Bioenergiewüsten. In diesem Zusammenhang verdichten sich zudem die Hinweise darauf, dass der beim Maisanbau betriebene "systemische" Einsatz von Neonicotinoiden als Pestizide (Giftaufnahme über das Saatgut) hauptverantwortlich ist für das sich weltweit ausbreitende Bienensterben.
Kompletten Beitrag vom 24.5.2010 bitte lesen auf
http://www.heise.de/tp/blogs/2/147657

1) Zum Vergleich: Im ebenfalls bei Berlin gelegenen Lieberose ist die größte Freiflächensolaranlage Deutschlands in Betrieb. Dort werden auf 162 ha pro Jahr 52 Mio. kWh Solarstrom erzeugt, macht 32 kWh /(m²*a). Aufdachanlagen in Berlin-Brandenburg (www.solarverein-berlin.de) bringen im ø 105 kWh/(m²*a)
www.solarpark-lieberose.de

 

Gülle stinkt, ist aber Geld wert

Der große Boom ist vorbei, die Biogasbranche besinnt sich auf ihre Wurzeln. Die Anlagen werden wieder kleiner. Von seiner Prognose aus dem Jahr 2006 hat sich die Biogasbranche längst verabschiedet: Damals hatte der Fachverband Biogas noch verkündet, man werde im Jahr 2020 in Deutschland 76 Milliarden Kilowattstunden Strom aus Biogas erzeugen. Bei rund zehn Milliarden Kilowattstunden, die voraussichtlich Jahr 2008 erreicht werden, wäre das ein sattes Wachstum gewesen. Nun sind solche Wachstumsraten bei den erneuerbaren Energien nicht ungewöhnlich, doch die Bioenergie hat gegenüber Wind, Wasserkraft, Sonne und Geothermie den großen Nachteil, dass sie eine stetige Zufuhr von Rohstoffen braucht – und damit kam auch sie in den Strudel der Preisexplosion an den Rohstoffmärkten. Der Preis für Mais liegt zum Beispiel noch immer doppelt so hoch wie vor drei Jahren, obwohl er sich seit Sommer schon wieder halbiert hat. Und deshalb gibt die Biogasbranche derzeit keine Langfristprognosen mehr ab. Ende 2007 waren in Deutschland 3711 Biogasanlagen mit zusammen 1271 Megawatt Leistung am Netz. Viele davon waren in den letzten zwei Jahren errichtet worden, die Verstromung von Biogas hatte von 2,8 Milliarden Kilowattstunden im Jahr 2005 auf 8,9 Milliarden im Jahr 2007 einen Boom erlebt. Ende 2007 kam dann der Zusammenbruch. Gerade noch 180 Neuanlagen mit zusammen 105 Megawatt wurden seither installiert. Aktien der Biogasbranche haben massiv verloren; die Firma Schmack Biogas zum Beispiel büßte seit Frühjahr 2007 rund 90 Prozent ihres Börsenwertes ein. Doch die Stimmung in der Branche beginnt sich zu drehen.Einerseits belasten noch immer die Preise der Agrarrohstoffe, wie auch die Baukosten durch gestiegene Stahl- und Betonpreise die Kalkulationen. Andererseits aber macht das novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) neue Hoffnung. Die Vergütung für Anlagen bis 500 Kilowatt wirde darin vom kommenden Jahr an um einen Cent je Kilowattstunde aufgestockt. Die Branche macht sich wieder Mut: "Bei vielen Biogasfirmen gehen bereits in diesen Tagen wieder vermehrt konkrete Anfragen nach Biogasanlagen ein", beobachtet der Fachverband. Allerdings haben sich die Zeiten geändert. Nachdem die Entwicklung über Jahre hinweg zu Großanlagen und zum Einsatz von speziell angebauter Biomasse ging, geht es nun wieder zurück zu den Wurzeln. "Der Trend geht wieder zu den klassischen Hofanlagen mit Leistungen zwischen 50 und 150 Kilowatt", sagt Verbandssprecherin Andrea Horbelt. Von "großen Potenzialen für Biogasanlagen, die an den viehhaltenden Betrieb angepasst sind", spricht auch Josef Pellmeyer, Präsident des Fachverbandes Biogas. So hofft die Branche für 2009 wieder auf halbwegs gute Geschäfte: 780 neue Anlagen mit 200 Megawatt Leistung peile man an, heißt es beim Verband. An die großen Zeiten der Branche wird man freilich nicht anknüpfen können: Im Spitzenjahr 2006 hatte der Zubau bei 450 Megawatt gelegen. An den Prognosen ist der Trend zu kleineren Anlagen bereits gut ablesbar. Während in der Zeit von September 2007 bis September 2008 die Neuanlagen auf durchschnittlich fast 600 Kilowatt kamen, rechnet die Branche für 2009 nun mit einer Durchschnittsgröße von 250 Kilowatt. Zugleich findet die Branche auch in anderer Hinsicht wieder zurück zu ihren Ursprüngen: Gülle als Rohstoff rückt wieder ins Blickfeld. Dafür sorgt auch die EEG-Novelle. Von 2009 an wird es einen Zuschuss von vier Cent je erzeugter Kilowattstunde Strom geben, wenn Gülle vergoren wird. Damit findet auf dem Markt ein grundsätzlicher Wandel statt: Gülle ist wieder etwas wert. Früher mussten Landwirte dafür bezahlen, dass ihnen jemand die Gülle abnahm und diese entsorgte. Heute kann ein viehhaltender Betrieb dafür Geld verlangen.
Agraringenieur Manfred Faatz vom Bioenergie-Beratungsunternehmen EBA-GmbH Triesdorf kennt die Zahlen: Heute werde Gülle mitunter bereits für drei bis vier Euro je Tonne gehandelt. Auch Festmist müsse heute mit fünf bis 15 Euro je Tonne bezahlt werden, wogegen man ihn früher umsonst bekommen habe, weil der Erzeugerbetrieb ihn los werden wollte. Inzwischen gibt es sogar Konkurrenz um Gülle und Mist. Weil die Preise für Kunstdünger drastisch gestiegen sind, gibt es eine Rückbesinnung auf traditionelle Düngung. Faatz beobachtet daher eine "enorme Dynamik im Markt", und ist sich sicher: "Die Preise für Gülle werden im nächsten Jahr weiter steigen." 
15.11.2008, Bernward Janzing, BZ

 

Bei Forchheim: Eine der größten privaten Biogasanlagen Süddeutschlands

Deutschland ist Weltmeister bei der Biogasnutzung. Eine der größten privat betriebenen Biogasanlagen Südwestdeutschlands steht in Forchheim nördlich des Kaiserstuhls.

Landwirtschaft muss nicht der Ernährung dienen. Zucker- und stärkehaltige Pflanzen sowie Kuhfladen können auch als erneuerbare Energiequelle genutzt werden. Mehr und mehr Landwirte werden zu Energiewirten. 2006 sind laut Fachverband Biogas rund 1000 Biogaskraftwerke mit einer elektrischen Leistung von rund 550 Megawat ans Netzt gegangen. Die Gesamtkapazität erhöhte sich damit auf 1100 Megawatt. Einen Teil davon liefern die südbadischen Energiewirte Josef und Herbert Binder. Im Mai 2006 ist mit dem Bau der Anlage nahe Forchheim begonnen worden, im November wurde bereits die erste Rohstoffladung in den Fermentor — den Bioreaktor — eingespeist. Der Kraftstoff, Fermenter genannt, ist ein keingehäckseltes Gemisch aus Kuhmist, Silomais und Gras. Dieses wird in dem riesigen Bottich zusammen mit Gülle vergärt. Beim Abbau der Biomasse produzieren Bakterien bei Temperaturen um 53 Grad Celsius zunächst Methangas.
In einem zweiten Schritt wird das Gas in die Brennkammern von vier Motoren geleitet, die mit ihren Generatoren Strom erzeugen. Der Strom wird direkt in das Netz des Energieversorgers EnBW eingespeist. Er würde ausreichen, um zwei mal die nahe gelegene Stadt Endingen zu versorgen. Etwa 1800 Kilowatt Leistung pro Stunde bedeuten fast 15 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. Das ist genug für 4500 Haushalte.
Das Biogaskraftwerk in Forchheim besteht aus zwei Fermentoren mit je 6000 Kubikmeter Fassungsvermögen. In ihnen gärt es ständig. Der gülleartige Rest landet nach dem Gärprozess in einem dritten Bottich und wird als Dünger wieder auf die Felder ausgebracht. Etwa 80 Tonnen frisst die Anlage täglich. Das Vorratslager muss ständig gefüllt sein, um einen störungsfreien Dauerbetrieb zu ermöglichen. Das kann das Ehepaar Binder, denn erstens sind sie selbst Landwirte. Sie haben 1992 den Betrieb ihres Vaters übernommen. Und zweitens sind die Binders Lohnunternehmer. Sie säen und ernten für andere Landwirte, können also jederzeit große Mengen an Mais, Gras und Getreide zukaufen und als Rohstoff in ihre Biogasanlage einspeisen. Pflüge, Sämaschinen und Mähdrescher der Binders fahren auf vielen Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche im Rheintal und im Schwarzwald. Die Stromproduktion läuft weiter, selbst, wenn die Ernte einmal schwächer ausfallen sollten. "Wir können" , sagt Herbert Binder, "dann schnell reagieren und schnell wachsendes Sudangras oder Zuckerhirse als Zwischenfrucht anbauen" .
Für das dritte Standbein des Betriebes haben die Binders im Selbststudium viele "Bücher g’lese" . Sie kennen sich jetzt in der Steuerung von Gärprozessen aus. Sie lassen die Biomasse mit höheren Temperaturen als üblich gären und produzieren so ein besonders viel Methan erhaltendes Gas, das die Motoren besser antreibt. Seit Anfang Juni hat die Anlage einen noch höheren Wirkungsgrad. Durch zwei so genannte ORC-Anlagen wird auch die Abwärme der Motoren durch Wärmetauscher verstromt. Damit liegt die Effizienzausbeute bei rund 56 Prozent der Primärenergie. Das Motorengeräusch wird noch mehr gedämpft als ohnehin bislang durch Schalldämpfer. Auch wenn die Anlage weit außerhalb des Dorfes liegt, wollen die Binders keinen Ärger mit lärmempfindlichen Nachbarn haben.

Rund 4,5 Millionen Euro hat das Gaskraftwerk gekostet. Die Finanzierung hat die Volksbank Freiburg übernommen, ein Teilbetrag stammt aus Fördermitteln der bundeseigenen KfW-Bank. "Wir waren von vorneherein vom Projekt und von der Kompetenz der Betreiber überzeugt" , betont Alexander Vogel, zuständiger Firmenkundenberater der Volksbank, Regionalbereich Endingen. Wie lange es dauern wird, bis die Investitionskosten sich amortisiert haben, könne man nicht genau berechnen, sagt der Energiewirt. Überschlagen kann man es aber schon. Für eine Kilowattstunde Strom bekommen die Energiewirte netto 15,2 Cent Einspeisungsvergütung ausgezahlt. Bei 15 Millionen Kilowattstunden im Jahr wären das 2,28 Millionen Euro. Die 4,5 Millionen Euro Investitionskosten wären dann bereits nach etwa zwei Jahren eingespielt. Aufregend und anstrengend sei die erster Zeit gewesen, räumen die neuen Energiewirte ein. Mittlerweile laufe jedoch alles rund. Die Anlagen sind computergesteuert, Störungen werden von der Technik automatisch gemeldet. Herbert Binder bekommt dann auf sein Handy eine SMS.
Heinz Siebold , 25.6.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

Biogas kann zum Jobmotor werden - Fachkräfte gesucht

Die Biogasbranche boomt. Die eher kleinen Firmen werden mit Aufträgen überflutet und haben Mühe, Fachleute zu finden.

Ja, lacht Gerrit Holz, namentlich kenne er noch alle seine Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr ist der Chef des Biogasanlagenherstellers Biogas Nord AG nicht nur an die Börse gegangen, sondern hat seine Belegschaft auf rund 100 Angestellte fast verdoppelt. "Bis Mitte des Jahres planen wir weitere 50 Neueinstellungen, um alle Aufträge schaffen zu können" , hofft Holz auf viele Bewerbungen. Die Situation des Bielefelder Unternehmens ist symptomatisch für die deutsche Biogasbranche, die seit der Novellierung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) 2004 im Daueraufschwung ist. 2006 war das mit Abstand erfolgreichste Jahr: Nach Angaben des Fachverbandes Biogas sind rund 1000 Biokraftwerke mit einer elektrischen Gesamtleistung von etwa 550 MW neu ans Netz gegangen. Damit erhöhte sich die bundesweite Gesamtkapazität auf 1100 MW. "Deutschland  ist damit uneingeschränk-ter Weltmeister bei der Biogasnutzung" , stellt Professor Martin Kaltschmitt vom Institut für Energetik und Umwelt fest. Nach Einschätzung des Fachverbandes wird sich das Wachstum in der Biogasbranche auch in diesem Jahr fortsetzen. "Wir rechnen mit einem Plus von 30 Prozent bei den Investitionen" , prognostiziert Josef Pellmeyer, Präsident des Fachverbandes Biogas. 2006 lag nach Berechnungen der Freisinger Bundesgeschäftsstelle des Fachverbandes die Investitionssumme bei annähernd einer Milliarde Euro. Ein noch schnelleres Wachstum verhindert der akute Fachkräftemangel. "Branchenweit fehlen sicherlich über 1000 Ingenieure, um alle vorliegenden Aufträge in einem angemessenen Zeitraum abarbeiten zu können" , verweist Hendrik Becker, Sprecher des Firmenbeirates im Fachverband, auf die aktuellen Nöte der Branche. Zweites Problem: In den vergangenen Monaten sind die Maispreise kräftig gestiegen. Als nachwachsender Rohstoff wird nach dem Erneuerbaren-Energie-Gesetz für die Vergärung von Maissilage ein attraktiver Bonus gezahlt. "Sollten die Preise weiter steigen, wird sich manches Projekt wirtschaftlich nicht mehr rechnen" , sagt Fachmann Becker. Eine vielversprechende Alternative zur Stromerzeugung ist die direkte Einspeisung von Biogas ins Erdgasnetz. Nach einer Studie des Fachverbandes Biogas liegt europaweit das jährliche Biogaspotenzial bei rund 500 Milliarden Kubikmeter. Das entspricht in etwa dem heutigen Verbrauch aller EU-Länder. Für den grünen Bundestagsabgeordneten Hans-Josef Fell ist die Konsequenz klar: "Die Ergebnisse zeigen, dass wir uns dank Biogas von den Erdgaslieferungen aus Russland unabhängig machen können." Im Ausbau der Biogasnutzung sieht der Grünen-Politiker deshalb für die kommenden Jahre einen "enorm wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit im Energiesektor." Das sieht auch Professor Jürgen Schmid so. Er ist Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung globale Umweltveränderungen: "Die Biogaseinspeisung wird eine Schlüsseltechnologie der Zukunft werden."
Das würde Europa nicht nur von Erdgasimporten unabhängiger machen. Käme es wirklich zu einer europäischen Biogasstrategie, könnten nach Berechnungen von Daniela Thrän vom Institut Energetik und Umwelt bis 2020 europaweit 2,7 Millionen zusätzliche Arbeitskräfte, insbesondere in der Landwirtschaft, im Anlagenbau und im Anlagenbetrieb, geschaffen werden. Und noch ein Plus sieht Politiker Fell: "Könnten wir das heutige Erdgas durch das klimaneutrale Biogas ersetzen, wäre damit europaweit eine Reduktion der Treibhausgase um 15 Prozent möglich." Von diesem Geschäft wollen auch zunehmend Stadtwerke und Gasversorger profitieren. So hat jüngst die Eon Ruhrgas AG, das bundesweit größte Gasunternehmen, erste Biogasprojekte angekündigt. Das sieht Claudius da Costa Gomez "mit interessierter Skepsis" . Biogas, sagt der Geschäftsführer des Fachverbandes Biogas, etabliere sich zunehmend zu einem gleichberechtigtem Energieträger. "Allerdings wird bei den meisten Landwirten finanziell mehr hängen bleiben, wenn sie die Anlagen in Eigenregie betreiben, anstatt die Zusammenarbeit mit den Energieversorgern zu suchen."
Ralf Köpke, 18.5.2007, www.badische-zeitung.de

 

Opfinger Rat verweist Biomasseanlage-Voranfrage an Ausschuss

Mehr als 100 Opfinger Bürgerinnen und Bürger kamen zur jüngsten Sitzung des Ortschaftsrates am Montagabend und erlebten unter anderem, wie kontrovers über die Bauvoranfrage für eine Biomasseanlage auf dem Gebiet der Ortschaft debattiert wurde. Wegen vieler offener Fragen wollen die Räte zunächst die Meinung des städtischen Umweltausschusses hören.

Hintergrund der Bauvoranfrage ist der Plan der Familie Klaus Jakob aus Tiengen, eine Biomasseanlage auf einem Grundstück im Lindental zu errichten. Das Bauvorhaben löste unter den Ortschaftsräten und der anwesenden Bevölkerung eine rege Diskussion aus. Grundsätzlich begrüßten sämtliche Ortschaftsräte die Förderung regenerativer Energien, die sich ja auch die Stadt Freiburg auf die Fahnen geschrieben habe. "Von ihren bis 2015 gestecken Zielen ist die Stadt noch weit entfernt" , so Ortsvorsteher Hans Brand. Klaus Jakob und sein Sohn Klaus-Martin Jakob planen auf einem Grundstück zwischen der Opfinger Siedlung St. Nikolaus und Waltershofen mit Maiskörnern und Rapsöl Energie zu gewinnen, die ins Stromnetz eingespeist werden soll (siehe Infobox). Zwei Kraftwerke sollen entstehen, die jährlich rund vier Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen. Dies entspreche etwa dem jährlichen Strombedarf von Opfingen und St. Nikolaus. Bedenken gab es jedoch zur geplanten Bauweise, der Lärm- und Geruchsbelästigung sowie der Verkehrsanbindung. Klaus Jakob versicherte, dass sich die Anlage aus einer Halle und drei 13 Meter hohen Silos (zwei für die Maislagerung, eines für die Gärung) harmonisch in die Landschaft einfügen würden. Das Fundament gehe bis zu zwei Meter in den Boden, außerdem würde die Hanglage des Grundstückes genutzt. Die Silos sollen auf Höhe des Lagerhallendaches abschließen. Die zur Energiegewinnung benötigten Rohstoffe — Mais, Gülle und Rapsöl — möchten die Landwirte mit ihren eigenen landwirtschaflichen Schleppern auf Anhängern an- und abtransportieren. In der Maiserntezeit rechnet Klaus Jakob mit zwei Maistransporten täglich. Über die beste Zufahrt zu dem Grundstück waren sich die Opfinger noch nicht einig. Protest gab es, als Klaus-Martin Jakob die Straße durch St. Nikolaus vorschlug. Doch auch der so genannte "Höhenweg" ist nach Ansicht von Ortschaftsrat Günter Linser nicht für landwirtschaftliche Fahrzeuge in dieser Größe geeignet. Die damit verbundene Anfahrt über Waltershofen dürften auch die Waltershofener nicht begrüßen. Ortschaftsrätin Ingeborg Merkle schlug den Neubau eines Stichweges zu der Straße zwischen Waltershofen und Merdingen vor. Die Schalldämpfung der Anlage sei sehr gut, versicherte Klaus Jakob. Auf die Opfinger würde durch die Motoren keine Lärmbelästigung zukommen. In die Planung ist neben dem Bauordnungsamt auch das Umweltschutzamt miteinbezogen worden. Der steigende Maispreis und damit die Wirtschaftlichkeit der Anlage wurden von den Ortschaftsräten ebenfalls diskutiert. Positiv bewerteten sie die neue Nutzungsmöglichkeit für landwirtschaftlich stillgelegte Flächen, auf denen Mais zur Energiegewinnung angebaut werden darf. "Gegenwärtig transportieren wir unseren Mais zum Trocknen nach Frankreich, dann wird er nach Holland geschifft, die mästen dort ihre Schweine damit, deren Fleisch wir dann wieder hier kaufen" , beschreibt Brand den aktuellen Maisverarbeitungsprozess. Für die Gewinnung von Biogas hingegen wird nasser Mais verwendet. Das energie- und kostenintensive Trocknen fällt weg und der Mais kann vor Ort weiterverarbeitet werden. Da die Familie Jakob auch plant, das Rapsöl für die Anlage in Zukunft selbst zu produzieren, wird es in Zukunft wohl auch mehr Rapsfelder am Tuniberg geben. Ortschaftsrätin Helga König konnte sich mit einer schnellen Entscheidung nicht anfreunden: "Wir sollen hier einen Beschluss fassen, ohne uns umfassend über das Projekt informieren zu können. Ich würde es begrüßen, wenn der Umweltausschuss eingeschaltet werden würde und auch die Bürger mehr Gelegenheit bekommen würden, sich zu informieren." Sie stellte den Antrag, das Projekt zur Prüfung an den Umweltausschuss der Stadt zu geben. Es soll danach erneut im Ortschaftsrat diskutiert werden. Die Mehrheit der Räte stimmte dem zu. Geplant ist weiterhin die Besichtigung einer bestehenden Biomasseanlage, zu der auch die Opfinger Bürger eingeladen werden sollen. Knapp wird es nun für Familie Jakob, die die Anlage spätestens zum Jahresende in Betrieb nehmen möchte.

Eine Biogasanlage wird wie Photovoltaik-Installationen (Strom aus Sonnenenergie) oder Windkrafträder zur regenerativen Energiegewinnung eingesetzt. Das Prinzip ist sehr simpel: Nasser Körnermais wird gemahlen und "angeteigt". In einem so genannten Fermentationssilo wird der Mais dann mit tierischer Gülle vermischt. Dabei fangen die Bakterien an zu treiben und das Gas Biomenthan entsteht. Mit dem Methan werden die Stromgeneratoren angetrieben. Auch die Reststoffe sind wieder verwertbar: Als Dünger werden sie in der Landwirtschaft eingesetzt. In einer Biomasseanlage, wie in Opfingen geplant, werden anders als in der reinen Biogasanlage auch andere natürliche Stoffe, zum Beispiel Rapsöl, eingesetzt. Bis 2020 sollen mit Biomasse 17 Prozent des deutschen Stromverbrauches gewonnen werden.
Silke Bergerhoff, 16.1.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

Bioenergiedorf Mauenheim: Aus erneuerbaren Energien versorgen

Eine Informationsfahrt ins Bioenergiedorf Mauenheim stand am vergangenen Samstag bei den interessierten Mitgliedern des Umweltarbeitskreises Bonndorf auf der Tagesordnung. Nachdem in der Woche zuvor der Projektleiter Bene Müller in Bonndorf das Konzept im Rathaus vorgestellt hatte, wollten sich die Interessierten vor Ort ein Bild machen.

Bereits am Ortseingang macht ein riesiges Schild auf das Projekt "Bioenergiedorf Mauenheim" aufmerksam, nach dem Bioenergiedorf Jühnde in NRW ist es das zweite Projekt dieser Art in Deutschland, Mauenheim das erste in Baden-Württemberg, ein zweites Projekt gleicher Art ist in Lippertsreute in Planung. Ziel ist es, sich vollständig aus heimischen erneuerbaren Energien zu versorgen. In Mauenheim hat man diesen Weg bereits begangen. Zwei private Investoren, ein konventioneller sowie ein Bio-Landwirt haben gemeinsam eine Biogasanlage errichtet, in der jährlich rund 2 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugt werden, was etwa dem Vierfachen des Mauenheimer Strombedarfs entspricht. Es fällt eine nutzbare Abwärme von weiteren rund 1,8 Millionen kWh an, das entspricht einem Heizöl-Äquivalent von 180 000 Litern, etwa der Hälfte des Wärmebedarfs von Mauenheim. Durch die Kombination mit einer Holzhackschnitzelheizung, die noch in diesem Monat in Betrieb genommen wird und knapp ein Megawatt Heizleistung bringt, kann der gesamte Wärmebedarf des Ortes bereit gestellt werden. 66 kirchliche, kommunale und private Gebäude sind bereits an das Nahwärmenetz angeschlossen.

Im Rahmen des Gesamtprojekts wird auch eine Photovoltaikanlage zur solaren Stromerzeugung mit einer Leistung von rund 60 kWh errichtet, diese wird pro Jahr etwa 60 000 kWh sauberen Strom einspeisen. Durch die Einspeisung des Stroms aus der Biogasanlage werden gegenüber dem bundesdeutschen Strommix ungefähr 915 Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO 2) jährlich eingespart. Durch die Nutzung der Abwärme der Biogasanlage sowie der Holzhackschnitzelheizung werden weitere rund 956 Tonnen CO 2 eingespart, die solare Stromerzeugung trägt mit 32 Tonnen nochmals zur weiteren CO 2-Reduzierung bei. Über die nächsten 20 Jahre sind dies insgesamt rund 40 000 Tonnen und somit ein nennenswerter Beitrag zum Klimaschutz.
Die Projektkosten liegen bei gut 1,5 Millionen Euro, wobei die Errichtung und der Betrieb der Biogasanlage nicht Bestandteil des vorliegenden Projektes sind. Aus dem Blockheizkraftwerk der Anlage wird lediglich die Abwärme, die sonst ungenutzt in die Atmosphäre abgeht, übernommen und über das Nahwärmenetz vertrieben. Das Projekt wird über eine Kommanditgesellschaft finanziert, an der sich auch die Bürger von Mauenheim finanziell beteiligen können und läuft zunächst 20 Jahre. Die Energiekosten fließen dann in eine regionale Kreislaufwirtschaft und bringen Kaufkraft in den Ort. Derzeit beziehen die Mauenheimer Bürger pro Jahr über 300 000 Liter Heizöl, was nach dem momentanen Ölpreis einem Energiekostenabfluss von rund 200 000 Euro jährlich entspricht. Für die Finanzierung und den Betrieb des Projektes wurde die "solarcomplex GmbH & Co. KG Bioenergie Mauenheim" gegründet, welche privaten Investoren anbietet, sich mit einer Kommanditeinlage ab 2500 Euro Mindestbetrag zu beteiligen. Was an diesem Projekt besonders gut gefällt, ist, dass sich die Organisatoren und Betreiber von Mauenheim Nachahmer wünschen, was wiederum bedeutet, dass die regionale Wertschöpfung auch in anderen Orten gefördert werden soll. Ansässige Handwerker sollen das Geld verdienen, die Wirtschaft in der Region wird somit gestärkt
23.10.2006, Badische Zeitung

http://www.solarcomplex.de/beteiligung/Bioenergiedorf.php

 

 

Biogasanlage im Stettholz bei Löffingen in Betrieb 

Sie wird gefüttert mit Gülle, Festmist, Gras-, Mais- und Ganzpflanzensilage und liefert im Gegenzug Wärme und Strom. Die Rede ist von der ersten Biogasanlage in Löffingen, die von den beiden Stettholz-Landwirten Rudolf Heiler und Rainer Zepf vor zwei Monaten in Betrieb genommen wurde. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten, die sich durch die Verwendung von Kurzstroh statt Sägemehl beheben ließen („Holz stört den Ablauf der Vergärung“), laufe die Anlage jetzt gut.

Bis es jedoch soweit war, gab es einiges zu tun. „Im Dezember wussten wir noch nicht, ob wir die letzten zinsverbilligten Gelder für Biogasanlagen bekommen“ verdeutlichte Rainer Zepf die damalige unsichere Situation. Zusammen mit seinem GbR-Kompagnon musste er dennoch die Aussaat schon auf den neuen Einkommenszweig auslegen, um für den Fall der erhofften Darlehenszusage gewappnet zu sein. Als dieser Unsicherheitsfaktor endlich behoben war, ging es allerdings Schlag auf Schlag.

Am 28. März wurde mit den Erdarbeiten begonnen, das heißt zwei riesige Gruben waren auszuheben, um die jeweils 1000 Kubikmeter fassenden Fermenter- und Endlagerbehälter ins Erdreich einbetonieren zu können. Der bereits vorhandene Schwemmgüllebehälter mit ebenfalls 1000 Kubikmetern dient heute als zweites Endlager. Eine weitere Grube war für das neue, sechs Meter Tiefe Schwemm-Mistlager notwendig. Betoniert wurde im Akkord, wobei die vielen Eigenleistungen parallel zur Feldbestellung überlange Arbeitstage bescherte. Seit 10. Juni läuft die Anlage im Stettholz, wenn auch noch nicht mit voller Auslastung. Erst im Herbst kommt Mais als weitere Biomasse hinzu, so dass dann die angestrebten 130 Kilowattstunden erreicht werden. Alle drei Stunden wird der 16 Kubikmeter große Mischer mit 500 Kilogramm organischer Biomasse gefüllt. Mittels Schnecke wird das Material in den Fermenter transportiert. Bei Temperaturen um 35 Grad, die die Anlage selbst produziert, zersetzen Bakterien die organische Materie. Bei diesem Prozess entsteht Gas, das über eine Leitung ins Blockheizkraftwerk (BHKW) geführt wird. Dort treibt das Gas einen Motor an, dessen Abwärme nicht nur den Eigenbedarf der Anlage deckt sondern auch mittels Fernwärmeleitung die Häuser der beiden Landwirtsfamilien heizt. „Wir könnten mit der Wärme noch weitere Einrichtungen versorgen“ freuen sich die beiden Energiewirte. Der Motor treibt wiederum einen Generator an, der Strom erzeugt. Den so gewonnenen Ökostrom speisen die Stettholz-Bauern ins öffentliche Netz ein. Derzeit werden 11,3 Cent pro Kilowatt Strom und ein Bonus (da nur nachwachsende Rohstoffe Verwendung finden) von sechs Cent vergütet. Zwischen zehn und 35 Tagen verweilt das organische Substrat im Reaktor, bevor der Gärrest in das Endlager ausgeschleust wird.

Bevor die beiden Energiewirte das so gewonnene Substrat auf die Felder ausbringen, muss es gerührt werden. Da es sich um vergorenes Material handelt, sei der Geruch kaum noch wahrnehmbar. Etwa eine Stunde täglichen Arbeitsaufwand erfordert die Biogasanlage, die rund um die Uhr Strom produziert. Derzeit wird noch ein 3000 Quadratmeter großer Fahrsiloplatz direkt neben dem Fermenter erstellt, so dass die Transportwege von den einzelnen Siloplätzen und die dadurch entstehende Verschmutzung der Wege entfallen. Vorbereitungen für die Erweiterung der auf 200 Kilowatt wurden bereits getroffen. „Die Gülle unserer 80 Kühe und die derzeit 200 Hektar große Wirtschaftsfläche reicht dafür aus“ unterstreicht Rudolf Heiler
Christa Maier am 31.8.2005 in der BZ

  
 

Biogasanlage am Ziegelhof in Bonndorf mit 110-Kilowatt

Eigentlich hätte die Biogasanlage von Andreas Preiser am Ziegelhof bereits im September Strom ins Netz speisen sollen. Handwerkerferien und Lieferverzug eines wichtigen Teiles jedoch führten dazu, dass es nach etwa viermonatiger Bauzeit erst Mitte November soweit war.
Nachdem sämtliche Baumaßnahmen abgeschlossen waren, musste zunächst die Biomasse erwärmt werden. Fürs erste hatte Andreas Preiser dies mittels einer Schaltung über die Heizungsanlage des Wohnhauses versucht. Die Kapazität war jedoch nicht ausreichend, um die 3,5 Tonnen Silage auf die richtige Temperatur zu bringen. Also musste eine externe, Propangas betriebene Heizung installiert werden, damit nach drei Wochen endlich die Idealtemperatur von 44 Grad erreicht wurde. Seither läuft die 110-Kilowattanlage-Anlage störungsfrei und übertrifft mit der Stromproduktion sogar die Erwartungen. Andreas Preiser hat sich mit der Technik "angefreundet" und kann die Geräte überwiegend selbst bedienen oder auch warten. Die Prüfung des Ölstandes am Aggregat ist ebenso Routine geworden wie die gelegentliche Überprüfung der Schaltkästen, wo Leistung, Gasqualität, Temperatur, Öldruck oder auch anstehender Ölwechsel angezeigt werden. Im Falle einer Betriebsstörung erfolgt von hier aus automatisch über das Telefon beziehungsweise Handy eine Störmeldung. Der Prozess dieser Energiegewinnung läuft weitestgehend selbstständig. Die Silage wird über einen Vertikalmischer in den so genannten Fermenter zugeführt. In diesem 1000 Kubikmeter fassenden Betontank erwärmen Heizschlangen die Masse, und zwar mit der Abwärme des Stromaggregats. Ein riesiges Rührwerk vermischt die Biomasse im Zwei-Stunden-Takt jeweils acht Minuten lang, der Gasdom reguliert die Gasabführung und eventuellen Überdruck.
Verbrauchte Biomasse wird direkt in das ebenfalls 1000 Kubikmeter fassende Endlager weitergeleitet, von wo aus dieser hochwertige Dünger wieder auf die Felder gefahren wird. Die Abwärme des Aggregats reicht für die Warmwasserbereitung und Heizung des gesamten Wohnhauses. Da viel mehr Abwärme entsteht, als im Wohnhaus genutzt werden kann, muss der Motor sogar über einen externen Lüfter gekühlt werden.
BZ vom 29.1.2005 

  

 

Wie aus Mist Energie gemacht wird  - Trittin bei Biogasanlage Oberried

Bundesumweltminister Jürgen Trittin besichtigte die Biogasanlage auf dem Winterberg in Oberried / Landwirt als Energiewirt
Scheint interessant zu sein, was da erklärt wird: Minister Trittin (Zweiter von rechts) lässt sich die Biogasanlage in Oberried zeigen.
Foto: Monika Rombach

OBERRIED. Noch vor dem nächtlichen Erdbeben brummte am Wochenende unter den Füßen von Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) und Oberrieds Bürgermeister Franz-Josef Winterhalter heftig der Boden. Sprang doch just, als sich die Besucher näherten, die unter ihnen liegende Automatik der Biogasanlage Winterberg-GbR Oberried an, die aus Mist Energie erzeugt.

Die Betreiber Franz Schweizer, Josef Lauby, Alfons Winterhalter, und der Biogas-Förder-Verein (BFG) hatten den Politiker eingeladen. Der Vorteil dieser Anlage sei, dass sie eine optimale Strom- und Wärmenutzung ermögliche. BFG-Vorsitzender Otto Körner lobte die konstruktive Zusammenarbeit des Unternehmens mit der Gemeinde Oberried. Gemeinsam tue man etwas für den Klimaschutz auf der Basis des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), für das sich ja der Gast aus Berlin stark gemacht habe. Die mit diesem Gesetz eingeführte Vergütungsregelung für Energie, die aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wurde, könne Landwirten eine wichtige Alternative zur Lebensmittelproduktion bieten: Der Landwirt als Energiewirt.
Dreck in Gold zu verwandeln, davon träumen Menschen seit langem. Bei der Umwandlung von Biogas in Energie wird dieser Traum in gewisser Weise Wirklichkeit: In solch einer Anlage entsteht das brennbare Biogas durch Zersetzung von Biomasse (Fäkalien und Abfall) mittels Fermenten. Die Biomasse kommt im Fall der Oberrieder Anlage von den 140 Stück Großvieh des Albrechtenhofes auf dem Winterberg. Die Produkte der Anlage, Strom und Wärme, werden teils von der Gemeinde Oberried abgenommen, teils von privaten Hauseigentümern. Was nach der Energiegewinnung übrig bleibt, wird als Dung mit stark abgeschwächter Geruchsbildung auf den Feldern ausgebracht: Nahrung für jene Pflanzen, die wiederum zur Fütterung des Viehs dienen. Sowohl Bürgermeister Winterhalter als auch Minister Trittin unterstrichen die wirtschaftliche Bedeutung von Biogasanlagen für landwirtschaftliche Betriebe. Ausführlich erläuterte GbR-Sprecher Franz Schneider während der Begehung die Funktionsweise der Biogasanlage. Danach wurde der Minister - versorgt mit landwirtschaftlichen Produkten von frisch gepresstem Apfelsaft bis zu erlesenem Honig der braunen Biene - zur Wahrnehmung der anstehenden Regierungsgeschäfte verabschiedet.

Monika Rombach am 8.12.2004

   

 

 

 

Biogasanlage am Schnapsbeckenhof wird optimiert

Großen Informationsbedarf zu stillen hatte Manfred Simon, als der Gemeinderat im Vorfeld seiner Sitzung am Mittwochabend die Biogasanlage des Landwirts besuchte.

Wird die Kapazität ausgeweitet, wird der Anlieferverkehr zunehmen und wie funktioniert eigentlich eine solche Anlage, waren Fragen, auf die Simon einging. Ein vor Monaten eingereichter Antrag hatte für Aufregung im Rat und wohl auch bei manch einem Nachbarn gesorgt: Eine lange Liste verschiedener Abfälle wollte der Betreiber zur Nutzung in seiner Anlage genehmigt wissen. Ekel erregend sei da manches gewesen, erinnerte sich Gemeinderat Claus Riedel. Doch so schlimm, wie es damals ausgesehen haben, sei es gar nicht versicherte Simon. Damals habe er nur grundsätzlich Stoffe genehmigt haben wollen, um keine Kundenanfragen ablehnen zu müssen - mittlerweile sei von den meisten Stoffen keine Rede mehr, der gestellte Antrag ruhe, weil es andere Abfälle gibt, die er verwerten könne. Ständig lerne er dazu. Aus manch einem Fehler habe er gelernt. In Zukunft will der Bauer des Schnapsbeckenhofes seine Biogasanlage, die er seit fünf Jahren betreibt, lediglich optimieren, sagte er und beruhigte so wahrscheinlich manch einen Zuhörer. Ein neuer Fermenter solle irgendwann gebaut werden, um die Abläufe zu verbessern. Die von der Anlage ausgehende Geruchsbelästigung sei heute wohl eher kein Thema mehr, sagte Bürgermeister Wolfgang Schlachter, zumindest würden ihm keine Beschwerden mehr vorgetragen werden. Ganz geruchslos könne er - genauso wenig wie eine kommunale Kläranlage - nicht arbeiten, sagte Simon. Trotzdem werde er stets weiter an der Vermeidung von unangenehmen Gerüchen arbeiten, zeigte er sich aufgeschlossen für Vorschläge, aber "aus Scheiße kann ich kein Parfüm machen", deutete er natürliche Grenzen an.

Positiv angetan waren die Mitglieder des Gemeinderates von der Besichtigung der Biogasanlage. Manch eine offene Frage sei beantwortet und Skepsis erfolgreich bekämpft worden, konnte man hören. ....
Ganzen Text vom 12.11.2004 bitte auf www.bzol.de nachschauen

  

 

BTL-Kraftstoffe - Biomass To Liquid, Flüssigkeit aus Biomasse

Womit werden unsere Autos in 20 Jahren angetrieben? Erdöl wird knapper – man sieht es am derzeitigen Preis – und hat als fossiler Brennstoff den Makel, Mitverursacher des Treibhauseffektes zu sein. Die Suche nach anderen Treibstoffen läuft. Aus Pflanzen gewonnene Kraftstoffe haben aus zwei Gründen nicht die schlechtesten Karten: Die Entwicklung von mit Wasserstoff angetriebenen Brenn-stoffzellen geht offensichtlich doch langsamer als gedacht. Bis zur Serienreife vergehen wohl noch mindestens zehn Jahre. Auch wären hohe Investitionen für die Umrüstung des Tankstellen-Netzes nötig.

Bio-Kraftstoffe können in herkömmlichen Motoren Verwendung finden und es muss kein neues Tankstellen-Netz aufgebaut werden. Dabei geht es nicht nur um Biodiesel, sondern es gibt inzwischen ganz andere Möglichkeiten: Neben Bioethanol aus Getreide – die ersten großen Anlagen gehen eben in Deutschland und Dänemark in Betrieb – sind dies als weitere Möglichkeit BTL-Kraftstoffe. Die Abkürzung BTL steht für "biomass to liquid" (übersetzt Flüssigkeit aus Biomasse). Dabei handelt es sich um Kraftstoffe, die über einen Vergasungsprozess verflüssigt werden.

Momentan funktioniert dies erst im Labormaßstab, aber ein Unternehmen namens Choren im sächsischen Freiberg will in einer Anlage ab 2006 13000 bis 14000 Tonnen "Sunfuel" (Sonnentreibstoff) jährlich gewinnnen. Vorerst sind Holzhackschnitzel und Stroh Ausgangsprodukte für diesen Dieseltreibstoff. Aber auch der Einsatz von gepresstem Mais oder Gras ist in der Entwicklung – das Ausgangsprodukt muss eben 20 bis maximal 35 Prozent Feuchte haben. Die abgepresste Flüs-sigkeit kann in einer Biogas-Anlage Verwendung finden.

Die Energieausbeute ist auf die Fläche bezogen wesentlich höher als bei Biodiesel. Auch deswegen sieht das Bundeslandwirtschaftsministerium in BTL-Kraftstoffen mittelfristig ein größeres Potenzial als bei Biodiesel und bei Bioethanol. Dass Volkswagen und Daimler Chrysler bei Sunfuel ihre Finger mit im Spiel haben, zeigt, dass die Autobauer den Weg für Erfolg versprechend halten. Aus Sicht der Land- und Forstwirtschaft sind das zweifellos interessante Perspektiven. Wir reden hier über einen Markt mit enormem Absatzpotenzial. Der Vision vom Landwirt als Energiewirt würde man einen Riesenschritt näher kommen. Und Flächen, die der Energieerzeugung dienen, fielen für die Nahrungsmittelerzeugung weg. Volkswirtschaftlich positiv wäre, dass die Wertschöpfung im Inland erfolgt.
Ganzen Text von René Bossert auf www.badische-bauern-zeitung.de lesen

  

 

 

Biogasanlage in Höchenschwand?

HÖCHENSCHWAND. Selten stieß eine Höchenschwander Gemeinderatssitzung auf so großes Interesse wie die am Montagabend. 35 Bürgerinnen und Bürger interessierten sich für den ersten Tagesordnungspunkt, den Bauantrag der "Biogas Berger GbR" auf Errichtung einer Biogasanlage auf dem Grundstück Flurstück Nr. 6100 in Attlisberg.

Bürgermeister Stefan Dorfmeister hob hervor, dass der Bauherr die Biogasanlage eigentlich im Außenbereich hatte erstellen wollen, was aber vom Landratsamt Waldshut abgelehnt wurde. Der Bau sei nur mit einem Standort am Hof möglich, hieß es aus Waldshut. Es wurde bekannt gegeben, dass noch nicht alle betroffenen Behörden ihre Stellungnahme zu dem Vorhaben abgegeben hätten.

Landwirt Wolfgang Berger war mit seinem Sohn Peter zur Gemeinderatssitzung gekommen und erläuterte das Projekt. Geplant sei der Bau von drei großen Bottichen, einem Bioheizkraftwerk, einem Fahrsilo und einem Depot. In der geplanten Anlage würden nur nachwachsende Rohstoffe aus landwirtschaftlicher Urproduktion verwertet. Die Rohstoffe - täglich etwa neun Tonnen - würden hauptsächlich mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen zugeführt. Die Biomasse werde im Fahrsilo konserviert und dort bei Bedarf entnommen. Der Gärrohstoff gelange automatisch in den Fermenter. Dort erfolge die Biogasproduktion. Das bei der Gärung gewonnene Biogas werde zum Betrieb des Bioheizkraftwerks verwendet. Berger erklärte, dass die Anlage Tag und Nacht in Betrieb sei und dabei Motorengeräusche entstehen würden, die mit denen eines normalen Landwirtschaftsbetriebes vergleichbar seien. Als Höchstwerte würden tagsüber 55 Dezibel, nachts 40 Dezibel nicht überschritten. Außerdem gäbe es bauliche und organisatorische Maßnahmen, die Geruchsbelästigungen verringern sollen. Er habe, so Berger, selbst mehrere Biogasanlagen in der Umgebung besucht und sich dort und bei Fachfirmen gründlich informiert. Dies hatte auch der Gemeinderat getan. Aus seinen Reihen gab es viele Fragen an den Bauherrn, die dieser so weit wie möglich beantwortete. Der Hersteller in Ravensburg liefere die Anlage schlüsselfertig.
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Der Gemeinderat beschloss schließlich einstimmig, die Beschlussfassung zum Bauantrag der Biogasanlage Berger zurückzustellen, bis alle Stellungnahmen der Fachbehörden vorlägen. Noch einmal wurde betont, wie sehr sich alle Beteiligten einen günstigeren Standort der Anlage gewünscht hätten als denjenigen mitten im Dorf.
Ganzen Artikel vom 6.10.2004 bitte auf www.bzol.de lesen

  

 

Explosionsgefahr aus der Biogasanlage?

Nachbarschaftsstreit in St. Märgen. Stinkt sie oder stinkt sie nicht? Und wie gefährlich ist sie?
 

St. Märgen (as.) Seit Ende 1999 betreibt Johannes Hog auf seinem (Ferien-) Bauernhof Pfisterhof in St. Märgen als einer der ersten Bauern in der Region eine Biogasanlage. Die Anlage wurde vom TÜV abgenommen und genehmigt. Zwischenzeitlich lässt sich Landwirt Hog in allen Fragen rund um die Biogasanlage von Penta Consult, einer Arbeitsgruppe beratender Ingenieure und Juristen GbR, unterstützen und beraten.

Knapp 150 m von seinem Hof entfernt steht das Haus von Maria Saier, Johannes Hogs Tante. Nur wenige Wochen nach Inbetriebnahme der Biogasanlage klagte Frau Saier über erhebliche gesundheitliche Beschwerden: Bauchkrämpfe, Durchfall, Herzattacken, Zitteranfälle. Grund dafür, so Frau Saier, sei die starke Lärm- und besonders Geruchsbelästigung, die von der Biogasanlage ihres Neffen ausging. Es rieche „ekelhaft nach Gas, Gülle, Schlachtabfällen, faulen Eiern und aufgekochtem Mist. Auch die Kinder und mein Mann fühlen sich von dem Gestank belästigt und klagen ebenso über Nacken- und Kopfschmerzen, Augen- und Schleimhautreizungen.“

Herr Hog weist die Vorwürfe seiner Tante zurück - er betreibe die Anlage ordnungsgemäß. Er, seine Familie und die Feriengäste wohnen direkt neben der Anlage im angrenzenden Wohnhaus, und weder er, noch seine Frau und Kinder hätten gesundheitliche Probleme und die Geruchsbelastung durch Gülle sei sogar reduziert worden.  

Familie Saier erwirkte aufgrund der von ihnen beklagten, angeblich durch die Biogasanlage hervorgerufene Geruchs- und Lärmbelästigung im Juni 2002 beim Landratsamt, eine Überprüfung der Anlage durch den Emissions- und Stallklimadienst. Das amtliche Urteil: Der Lärmpegel werde den entsprechenden Vorschriften gemäß eingehalten. Bzgl. der Geruchsbelästigung ergab die Überprüfung, dass der Abstand des Wohnhauses zur Biogasanlage ausreichend sei und deswegen nicht von einer „erheblichen“ Geruchsbelästigung im Sinne des Bundes-Immissionsschutzgesetzes ausgegangen werden kann. Eine weitere Berechnung nach einem Immissionsmodell ergab, dass die Gerüche in den Nachtstunden talabwärts fließen und nicht in Richtung des Wohnhauses der Familie Saier.  

Familie Saier gab sich mit diesem Ergebnis nicht zufrieden und beauftragte vor rund einem Jahr Hans-Georg Querbach, ihren Mieter, die Umstände zu untersuchen. Querbach, Inhaber der Firma Querbach Consulting, erstellte ca. fünf Monate lang mit Hilfe von entsprechenden Messgeräten, die die Fa. Dräger zu Verfügung gestellt hatte, Langzeitprotokolle über die Gas-Immissionen, Lärm- und Geruchsbelästigung.  

Bei den Messungen in und um das Haus der Saiers wurden die Konzentrationen von Methan (brennbar) und Schwefelwasserstoff (giftig, brennbar, im Gemisch mit Sauerstoff explosionsfähig) gemessen, die, so Querbach „in einem Privathaushalt normalerweise nicht vorhanden sind, im Hause der Saiers jedoch schon. Es hätte hier zu einer kleinen Explosion, einer Verpuffung kommen können, wäre nur der kleinste Funke entstanden“, so Querbach. Für Herrn Hog sind diese Messungen nicht nachvollziehbar und unseriös: „Ich gehöre hier in der Gegend zu den Pionieren der Biogasbauern. Ich beschäftige mich seit Jahren damit, und weiß, was ich tue. Glauben sie ernsthaft, dass ich meine eigenen Kinder und die Kinder meiner Feriengäste auf dem Hof spielen lassen würde, wenn es hier ständig zu Verpuffungen und Explosionen kommen könnte?“ … „ Es fahren beinahe täglich LKW vor, die ihre Ladung in den Behälter kippen. Die Gaskonzentration müsste ja auf dem Hof viel höher sein, als bei den Saiers. Da hätte es doch schon zigmal knallen müssen, wenn auch nur ein LKW den Motor anlässt.“

Bzgl. der angeblichen Geruchsbelästigung rechnete Querbach für das Jahr 2003 1882 Geruchsstunden hoch, die detailliert beschrieben und dokumentiert sind. Hog kann auch dies nicht nachvollziehen. Insgesamt sei die Geruchbelästigung durch Gülle deutlich zurückgegangen. Er hatte auf Anraten von Penta Consult die Decke des unterirdisch gelegenen Tanks nicht wie bei vielen anderen mit einem Foliendach, sondern mit einer absolut gasdichten Betondecke ausgestattet. Zudem, so Hog, erzeuge die ausgefahrene Gülle 5-10fach weniger Geruch – dies sei bekanntermaßen ein Vorteil von Biogasanlagen. Die geringere Geruchsbelastung wird auch von den Hoteliers geschätzt. Deren Gäste genießen es, unbelästigt auf der Terrasse sitzen zu können, auch wenn in der Nähe gerade (Biogas)Gülle ausgefahren wird.

Eine Entnahme von Bodenproben vom Acker- und Weideland der Pfisterhofes, auf denen die von der Biogasanlage übrig gebliebene Gülle ausgefahren wird, durch Querbach und die Analyse durch das Labor für Umweltanalytik UmLab GmbH in Ettlingen, ergaben angeblich Abweichungen in der Schadstoffbelastung des Bodens sowie des Schlammes, die laut Querbach darauf schließen ließen, dass unerlaubte Zusätze beigefügt wurden, um den Ertrag zu erhöhen. Sowohl Penta Consult als auch Landwirt Hog zweifeln diese Messungen an. Hog: „Ich habe 60 Milchkühe und 40 Jungtiere, die ich dort weiden lasse.“

Ein aufgrund der angeblichen Ergebnisse Querbachs eingeleitetes Ermittlungsverfahren wegen Verdachts der Bodenverunreinigung usw. gegen Johannes Hog wurde eingestellt. Das Gesundheitsamt des Landratsamtes Breisgau-Hochschwarzwald wurde aufgrund eines klinischen Befundes der Uniklinik Freiburg, vom Wirtschafts-Kontrolldienst Titisee-Neustadt zu einer Stellungnahme gebeten. In dem Befund wird ein begründeter Verdacht geäußert, dass die gesundheitlichen Probleme von Frau Saier und deren Symptomatik mit der Gasexposition zusammenhängen, da ein zeitlicher und örtlicher Zusammenhang bestünde. Dieser Befund stützt sich dabei auf die Symptomatik von Frau Saier und der von ihr gemachten Aussagen zur Biogasanlage. In der Stellungnahme des Gesundheitsamtes zu diesem Befund heißt es: „Aus unserer Sicht müsste zunächst belegt werden, dass die bislang im Umfeld des Anwesens Saier gefundenen Gaskonzentrationen tatsächlich der Biogasanlage des Herrn Hog zuzuschreiben sind. Zumindest die in der Küche gemessenen Werte von Schwefelwasserstoff (10 ppm) können mit den im Freien niedrigeren Werten nur sehr schwer erklärt werden.“ … „Das bereits durchgeführte Biomonitoring ergab keine wegweisenden Ergebnisse. Ein weiteres Vorgehen in dieser Richtung erscheint nur dann sinnvoll, wenn zumindest einigermaßen klar ist, welche Gaskonzentrationen tatsächlich vorliegen und inwieweit diese tatsächlich auf Emissionen der Biogasanlage beruhen.“

Konrad Müller von Penta Consult: fragt sich in diesem Zusammenhang: „Wie kann es sein, dass in einem 150 entfernten Haus ein solcher Gestank und Lärm herrschen soll, dass eine Frau davon krank wird, wenn unmittelbar neben der Anlage Gäste wohnen und schlafen – die aber nichts zu bemängeln haben?“

Johannes Hog selbst betont immer wieder: „Meine Anlage wird ordnungsgemäß betrieben, davon kann und darf sich jeder überzeugen. Ich habe nichts zu verbergen.“ Aufgrund der Ermittlungen gegen ihn, sei das Gewerbeaufsichtsamt oft unangemeldet zu ihm auf den Hof gekommen, oft nur im Abstand weniger Tage. Günther Reif, der diese „Inspektionen“ vornahm, hat nie etwas Auffälliges finden können.

Das ganze Jahr über beheimatet der Pfisterhof Feriengäste. Der deutsche Tourismusverband e.V. erteilte ihm im Juli 2003 vier von fünf Sternen. Für diese Auszeichnung sei der Hof nicht nur einmal eingehend geprüft worden, so Hog. Außerdem gäbe es zahlreiche Stammgäste, die schon seit Jahren auf dem Pfisterhof Urlaub machen. Auch die wären nicht mehr da, wäre es so, wie von Saiers behauptet. „Ich bin Bauer auf einem großen Anwesen, habe Familie und Erfolg. Ich betreibe mit dem Biogas hier Heizung und Warmwasser, erzeuge meinen eigenen Strom, der Rest wird an die EnBW verkauft.“… „Ich werde streng kontrolliert, muss regelmäßig Proben abgeben und untersuchen lassen. Ich tue alles, um mich und den Betrieb zu verbessern. Dafür investiere ich viel. Das lasse ich mir durch Neid und Missgunst der Familie Saier nicht kaputt machen“, erklärt Johannes Hog.
Antje Steil im Dreisamtäler vom 9.9.2004, www.dreisamtaeler.de
 

  
 

Drei Leserbriefe widersprechen dem Focus-Artikel "Biogasanlage Pfisterhof in St. Märgen"

Der Streit um die Biogasanlage hat zwischenzeitlich auch seinen Niederschlag in der überregionalen Presse gefunden. Neben einem ausführlichen Artikel in der Südwest Presse erschien u.a. Anfang August 2004 ein Beitrag im Focus zu diesem Thema, der, so der Vorwurf von St. Märgens Bürgermeister Josef Waldvogel, jedoch einseitig recherchiert war und damit dem attraktiven Image der wunderschönen Schwarzwaldregion sehr geschadet hat. Daher schrieb er folgenden Leserbrief, der jedoch bis heute unveröffentlicht blieb:

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ihr Beitrag Umwelt „Fäkaldüfte aus der Energiefabrik“ (Ausgabe Nr. 33 vom 09.08.2004) kann nicht unwidersprochen bleiben. Selten habe ich einen Artikel im Focus gelesen, der offensichtlich so einseitig recherchiert worden ist wie der von Michael Odenwald.

Bereits die Überschrift Fäkaldüfte aus der Energiefabrik erweckt den irreführenden Eindruck, es würde sich um einen Gewerbebetrieb größeren Ausmaßes handeln. Die Anlage wird im Zusammenhang mit einem landwirtschaftlichen Betrieb und in unmittelbarer Nähe des Hofes betrieben. Sie ist ordnungsgemäß durch die Baurechtsbehörde des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald genehmigt worden.

Durch die ständigen Anzeigen der „Gestanksopfer Saier“ wird die Anlage regelmäßig von Behördenseite / WKD aufgesucht. Die vielen juristischen Auseinandersetzungen haben bisher keine nennenswerten Anhaltspunkte ergeben, dass es sich hier um eine „Stinkbombe“ handeln würde. Welche Rolle spielt hier der selbsternannte „Umweltberater“ (Hans-Georg Querbach). Seine Flugblattaktionen im Umkreis von gutfunktionierenden Anlagen mit abenteuerlichen Aussagen sollen offensichtlich die Leute verunsichern. Weshalb haben die amtlichen Prüfstellen nicht die angeblichen „Spitzenwerte“ bei ihren Untersuchungen finden können? Die Einholung einer Auskunft von den probeentnehmenden Behörden wäre das Mindeste gewesen, was hier für eine richtige Berichterstattung erforderlich gewesen wäre. Weshalb ist sie unterblieben, wohl doch nicht deshalb, weil die amtlichen Werte sich im Bereich des Zulässigen bewegen?

Werden hier vielleicht über das Thema „Biogas“ familiäre Dinge ausgetragen? Handelt es sich doch bei den „Gestanksopfern“ um die Tante bzw. Cousin/Cousine des Hofbesitzers.

Mit dieser oberflächlichen Berichterstattung ist niemandem geholfen, schon gar nicht unseren Landwirten, die die wunderschöne Schwarzwaldlandschaft als Kulturerbe weiter pflegen und ihre Existenz sowohl durch Tourismus als auch durch Energiegewinnung sichern. Landwirtschaftliche Biogasanlagen im Außenbereich verdienen deshalb uneingeschränkte Förderung, damit auch in Zukunft diese sinnvollen erneuerbaren Energien gesteigert werden können.

Waldvogel

Bürgermeister der Gemeinde St. Märgen
Leserbrief im Dreisamtäler vom 9.9.2004

 

Auch ein in Breitnau wohnender Leser sowie ein Gast des Pfisterhofes schrieben sich ihren Unmut von der Seele:

 

Sehr geehrte Damen und Herren,
auf Grund des obigen Beitrages habe ich mir, selbst Nachbar einer Biogasanlage, die erwähnte Anlage und das Umfeld angesehen. Dabei habe ich festgestellt, dass die Anlage einwandfrei arbeitet, das mit Biogas betriebene Blockheizkraftwerk sehr ruhig arbeitet und außer dem üblichen Geruch eines Viehhaltungsbetriebes nach Kühen, Heu und Silage keine „Fäkaldüfte“ in der Luft lagen. Ich habe aber auch bemerkt, dass neben dem Anwesen Saier sich eine Art Schopf in dem Schweine sein sollen befindet. Außerdem sieht man unter dem Haus eine sehr desolat aussehende Mehrkammer-Kleinkläranlage und viel verrottende Gartenabfälle. Könnte es nicht sein, dass daher unliebsame Gerüche aufsteigen?

Die unsachliche Bemerkung über die Kosubstrate zeigt mir einmal mehr wie tendenziös und mangelhaft recherchiert dieser Beitrag ist. Es wäre sonst ihrem Berichterstatter bekannt geworden, dass vor Eintrag in eine solche Anlage diese Beimengungen in einer speziellen Einrichtung sterilisiert werden müssen und der Vorgang überwacht und protokolliert wird. Es ist absurd, ja es erfüllt schon den strafbaren Tatbestand der üblen Nachrede, in diesem Zusammenhang von einer Beimischung von „Tierkadavern“ zu schreiben.

Ich möchte ihnen nicht vorenthalten, was ich bei meinem besuch noch festgestellt habe, dass auf dem beschriebenen Hof sechs oder sieben Autos von Feriengästen aus Deutschland und Belgien standen und viele Kinder draußen gespielt haben, und das in unmittelbarer Nähe der Biogas-Anlage. Meinen Sie, diese Gäste haben alle den Schnupfen? Ich jedenfalls würde auf solch einem Hof, wenn es denn so stinken würde, wie von ihrem „Fachreporter“ beschrieben, keine Ferien machen. Übrigens sind auf dem, im Beitrag erwähnten Anwesen in meiner Nachbarschaft, auch das ganze Jahr über Feriengäste, alt und jung aus aller Herren Länder.

Jedenfalls, so meine ich, würde es ihrem Reporter gut anstehen, wenn er vor dem Niederschreiben eines „Fachartikels“ ordentlich und seriös recherchieren würde, und die Redaktion sollte die Zeitschrift „FOCUS“ nicht als Plattform zum Austrag von uralten Familienzwistigkeiten, die von Neid und Missgunst genährt werden, degradieren. Ich jedenfalls werde mir in Zukunft die Lektüre von FOCUS ersparen. 

Mit freundlichen Grüßen,

Karl Wilhelm Baum (45 Jahre Fachberater für Stallbau und Gülletechnik)
Leserbrief im Dreisamtäler vom 9.9.2004

  

 

Betr. Ausgabe Nr. 33 des FOCUS vom 9. August 2004 über die Geruchsbelästigung einer Biogasanlage in St. Märgen ( Hochschwarzwald ).


Sehr geehrter Herr Markwort,
als regelmäßiger Focusleser habe ich den Bericht Ihres sehr geehrten Herrn Odenwald mit Erstaunen gelesen. Die technischen Erklärungen in dem Bericht entsprechen sicherlich dem Verfahrensablauf in den Biogasanlagen.
Des Weiteren wird von sogenannten „ Schwarzen Schafen „ geschrieben, zu denen auch der Pfisterhof in St. Märgen gehören soll. An dieser Stelle Ihres Berichtes stellen sich mir die größten Zweifel an der Art Ihrer Berichterstattung.
Seit nunmehr zwanzig Jahren mache ich mit meiner Familie mindestens zwei Wochen Erholungsurlaub auf dem Pfisterhof  bei der Familie Hog. Der Erholungswert wäre für mich und andere Feriengäste, die auch jedes Jahr wiederkommen, sicherlich nicht gewährleistet, wenn eine Schadstoffbelastung der Luft, wie Sie diese beschreiben, gegeben wäre.
Nach Rücksprache mit Herrn Hog war ich noch einmal erstaunt, wie leicht sich Ihr Magazin als Plattform von Familienstreitigkeiten instrumentalisieren läßt.
Sie haben meiner Auffassung nach absolut einseitig recherchiert und Sie haben sich von den sogenannten Gestanksopfern Saier ganz einfach täuschen lassen, indem Ihnen irgendwelche Bodenproben unter die Nase gehalten wurden, von denen überhaupt nicht feststeht wo sie herstammen.
Ich muß hieraus leider erkennen, daß hier keine objektive Berichterstattung vollzogen wurde.
Meine Ansprüche an ein Magazin wie den Focus liegen höher und ich kann es mir nicht erklären, warum Ihrerseits so nachlässig gearbeitet wurde.
In der Erwartung einer Richtigstellung des Sachverhaltes durch einen weiteren Bericht im Focus verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen
Reiner Pluskat
Leserbrief im Dreisamtäler vom 9.9.2004, www.dreisamtaeler.de
 
  
 

Biogas besteht aus Methan, Kohlendioxid und ....

Biogas besteht aus Methan, Kohlendioxid sowie Sauerstoff, Stickstoff und Spurengasen (u.a. Schwefelwasserstoff). Es kann u.a. direkt für Heizzwecke oder mittels eines Blockheizkraftwerks (BHKW) zur gekoppelten Produktion von Strom und Wärme genutzt werden.

Die Erzeugung des Gases erfolgt in Biogasanlagen durch anaerobe Vergärung organischer Stoffe. Landwirtschaftliche Biogasanlagen setzen als Basismaterial in der Regel Gülle oder auch Festmist ein. Zur Erhöhung des Gasbetrags kommen häufig Co-Fermente zum Einsatz (z.B. nachwachsende Rohstoffe oder Abfälle aus der Lebensmittelindustrie). Das vergorene organische Material kann als hochwertiger Dünger landbaulich verwertet werden.
Antje Steil, 9/2004

  
 

Links

Wie funktioniert eine Biogasanlage?
http://vorort.bund.net/ravensburg/regionalstrom-ravensburg/biogas.htm

Energiecontracting mit Bioenergie
Plattform für Naturholz-, Heizkraft- und Pelletkreisläufe mit Contracting
www.Bioenergie-Heidelberg.de

  

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