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Spinnen
 

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Spinnwebe am 7.10.2004 früh morgens  Spinnwebe am 7.10.2004 früh morgens

 

Kokons des Wespenspinne im Kaiserstuhl 1.10.2010  Kokons der Wespenspinne im Kaiserstuhl 15.10.2010

Kokons der Wespenspinne (auch Zebra- oder Tigerspinne genannt), gefunden am Kaiserstuhl 15.10.2010.
http://de.wikipedia.org/wiki/Wespenspinne
 

 


Hauswinkelspinne: nützlich und harmlos, trotzdem ungern gesehen

S
pinnen erfreuen sich keiner großen Beliebtheit, im Gegenteil: Ihr behaarter Körper und die oftmals verborgene Lebensweise rufen bei vielen Menschen Ekel- und Angstgefühle hervor. Dabei sind Spinnen ungemein nützlich: Sie vertilgen viele Insekten und bewahren uns so vor vielen lästigen Kleintieren wie Fliegen und Mücken. Eine Spinne, die vorwiegend in Häusern auf Beutefang geht, ist die Hauswinkelspinne (wissenschaftlich: Tegenaria atrica). Die BZ stellt sie als Tier des Monats Dezember vor.

 Nachts um halb drei in einer Freiburger Wohngemeinschaft: Der 21-jährigen Lehramtsstudentin Julia Weber bleibt vor Schreck fast das Herz stehen, als sie im Bad ein "riesiges" Spinnentier an der Wand sitzen sieht, das auf einmal schnell nach unten krabbelt und hinter der lockeren Sockelleiste in einer Zimmerecke Schutz sucht. Vor Schreck muss die Studentin erst einmal tief durchschnaufen, bevor sie sich nach fünf Minuten wieder ins Bad traut. Diese Angst mag aufgrund des schlechten Images, das Spinnen in unserer Gesellschaft haben, nicht überraschen — und da die Hauswinkelspinne groß, dunkelbraun und dicht behaart ist, erfüllt sie alle Anforderungen eines "Ekeltiers" . Grund zur Panik besteht jedoch nicht: "Wie alle einheimischen Spinnen ist sie nicht aggressiv, sondern flieht vor dem Menschen" , erklärt die Spinnenexpertin Claudia Gack vom Zoologischen Institut der Uni. Sie sei auch nicht gefährlich: "Die Tiere beißen nur zu, wenn man sie mit der Hand fängt" , sagt Gack. Selbst dann können ihre Mundwerkzeuge nur in seltenen Fällen, zum Beispiel bei besonders dünnen Hautpartien, eindringen, was einen leichten Schmerz nach sich zieht.

Die Hauswinkelspinne wird mehrere Jahre alt und ist eine unserer bekanntesten Spinnen: Die Weibchen sind etwas größer als die Männchen; große Exemplare können bei ausgestreckten Beinen eine Gesamtlänge von bis zum 15 Zentimetern erreichen. Der eigentliche Körper ist allerdings nur knapp zwei Zentimeter groß. Aufgrund der langen Beine können die Tiere auffallend schnell laufen. Für den deutschen Namen gibt es zwei Deutungsmöglichkeiten: Zum einen haben die Spinnen auf ihrem Hinterleib ein winkelförmiges Muster, zum anderen sitzen sie in menschlichen Behausungen gerne in Ecken und verwinkelten Bereichen, zum Beispiel in Kellern und Schuppen. Hauswinkelspinnen gehören zur Gruppe der Trichterspinnen, die im Gegensatz zu den Radnetzspinnen — etwa der Kreuzspinne — zum Beutefang eine flache Netzdecke weben, die sich zu einer trichterförmigen Wohnröhre verjüngt. Als "Lauerjäger" sitzen die Tiere im Eingang dieses Trichternetzes und warten darauf, dass sich Beutetiere, zum Beispiel Stubenfliegen und Asseln, darin verfangen. Diese werden dann flink ergriffen und anschließend zerkleinert und ausgesaugt. Wenn die "Lokalität" nicht genügend Beutetiere hergibt, suchen sich die Spinnen einen neuen Siedlungsplatz und damit ein anderes Zimmer oder ein anderes Haus. Dieses "Abwandern" findet meist nachts statt. Dabei verirren sie sich manchmal auf glatte Flächen, zum Beispiel Waschbecken, in die sie abrutschen: "Hauswinkelspinnen können auf glatten Oberflächen nur schlecht laufen, da sie keine Hafthaare an ihren Beinenden haben" , erklärt die Biologin Claudia Gack. Um eine Spinne aus einer solchen misslichen Lage zu befreien, genügt ein leeres Marmeladenglas, das man über das Tier stülpt und dann mit einem Blatt Papier verschließt. Anschließend rät Gack dazu, die Spinne wieder an einer anderen Stelle im Haus auszusetzen — wenn man dies nicht mag, könne man sie auch gerne in eine Garage oder in einen Schuppen setzen.
Andreas Braun, 9.12.2006, www.badische-zeitung.de

   

 

Ulrike Frank zu den psychologischen Hintergründen der Spinnenangst

Warum löst der Anblick einer Spinne bei vielen Zeitgenossen Abscheu, mitunter sogar Angst aus? Andreas Braun befragte Ulrike Frank von der Ambulanz des Instituts für Psychologie zu diesem Thema. Die promovierte Psychologin leitet dort den Arbeitsbereich klinisch-psychologische Diagnostik und Psychotherapie.

BZ: Warum haben so viele Menschen Angst vor Spinnen?
Frank: Dazu gibt es mehrere Theorien. Vermutet wird, dass es so etwas wie menschliche Urängste gibt — also eine Veranlagung, auf bestimmte Dinge, die zum Beispiel stark vom menschlichen Erscheinungsbild abweichen, mit Angst zu reagieren. Aber auch gesellschaftliche Rahmenbedingungen, individuelle Veranlagung und erlerntes Verhalten haben einen bedeutenden Einfluss: Wenn ein Kind schon durch seine Eltern vermittelt bekommt, dass Spinnen eklig oder bedrohlich sind, kann dies prägend wirken.
BZ: Welche Rolle spielen einschlägige Horrorfilme im Stil von "Tarantula" ?
Frank: Solche Filme spielen als Ursache oder Auslöser einer Arachnophobie, also einer unbegründeten und anhaltenden Angst vor Spinnen, keine wesentliche Rolle. Sie arbeiten eher damit, dass Spinnen bei vielen Menschen eh Angstgefühle oder Ekel hervorrufen.
BZ: Was empfehlen Sie Menschen, die sich vor Spinnen fürchten?
Frank: Wenn die Angst im Alltag zur Belastung wird — beispielsweise, wenn man sich regelmäßig nicht in bestimmte Räume traut, weil dort eine Spinne vermutet wird, ist die Aufnahme einer Verhaltenstherapie ratsam. Dabei wird der Patient in der Vorstellung oder direkt mit dem Angst auslösenden Objekt, also einer Spinne, konfrontiert, was bis hin zur Berührung von Vogelspinnen gehen kann. Wichtig ist dabei das Durchleben der Angstsituation, etwa um danach feststellen zu können: So schlimm war es doch gar nicht. Gut gemeinte Appelle an die Vernunft indes helfen meist nicht weiter.

   

 


Spinnen im Bild

Gemeine Kreuzspinne (Bild Eberhard Schröder) Spinne fängt Biene (Bild Eberhard Schröder) Spinnennachwuchs
 (Bild Eberhard Schröder)

   

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