Schwarzwald für Ehrenamtliche, Geschäftige und Erholungssuchende - Volunteering, Business and Holidays in the Black Forest


Infos 4 ab April 2006
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 Blick vom Hochebenehof beim Russenkreuz nach Süden zum Feldberg am 11.2.2008
Blick vom Hochebenehof beim Russenkreuz nach Süden zum Feldberg am 11.2.2008

 

Eine Kuh besitzen, ohne Bauer zu sein

Auf dem Häuslemaierhof in Buchenbach kann man sein Geld in Rinder anlegen und erhält regelmäßig "Fleischguthaben"

Unter dem Motto "Lust auf Landwirtschaft? — Werden Sie Kuhbesitzer!" stellt Martin Ganz, Betriebsleiter des Häuslemaierhofes, ein neues Modell von Tierbesitz vor: Er bietet die Kühe seiner neuen Angus-Mutterkuhhaltung und auch aus seiner Vorderwälderherde zum Kauf an. Der besondere Clou: Die Tiere bleiben auf seinem Hof. Bei ihm eine Kuh kaufen heißt, für das ausgesuchte Tier 950 Euro auf den Tisch legen, dazu monatlich 60 Euro Unterhaltskosten zahlen und dafür, ebenfalls monatlich, ein "Fleischguthaben" im Wert von 60 Euro zu erhalten. Nicht mehr und nicht weniger? Weniger keinesfalls, denn Qualität hat ihren Preis. Mehr gerne — nicht mehr Geld, aber "Muskelkredit" . Denn die gekaufte Kuh verbleibt auf jeden Fall in der Herde des Häuslemaierhofes. Wer will, darf sie gern selbst zu den Stallzeiten versorgen und in seiner Freizeit umsorgen. Darüber hinaus kann Kuhbesitzer und Familie den Wochenendausflug zur Kuh damit verbinden, dem Landwirt nach Absprache zur Hand zu gehen, Landleben also praktizieren und erleben. Das wiederum heißt auf Buchenbachs Häuslemaierhof ländliche Erlebniswelt pur für Groß und Klein, mit Hofladen und Spielplatz, Ponyreiten, Ferien- oder Wochenendaufenthalt, Kindererlebnisgeburtstagen, Erlebnistagen und -nachmittagen.
Rouven Kraft ist der erste, der zugriff. Er kaufte die hübsche rotbraune Amelie und freut sich an ihrem Kälbchen. Landleben ist dem gebürtigen Pfälzer nicht ganz fremd, wuchs er doch in ländlich geprägten Umgebung auf. Dann verschlug es ihn in die große weite Welt, jetzt lebt er naturnah im Schwarzwald. "Mich faszinieren die einfachen Zusammenhänge in der Natur und das damit verbundene Denken und Tun des Menschen" , sagt er. Darüber hinaus genießt er die "Wohlfühl-Atmos-phäre" auf dem Häuslemaierhof. Das Prinzip des Kuhkaufes sieht er als Kosten-Nutzenrechnung mit lebendigem Kapital (für den Käufer keineswegs ein Risikokapital), "ein zinsloses Darlehen sozusagen, oder besser noch, eine Art Aktiengesellschaft" . Der Kuhkäufer erwirbt seinen Anteil am Unternehmen, an dem der Betriebsleiter jedoch immer die Sperrmajorität, also mehr als 50 Prozent Anteile, besitzen wird. Die Infrastruktur für das Tier stellt der Landwirt zur Verfügung. Probleme mit dem Besitztum Kuh sieht Betriebsleiter Martin Ganz nicht. Alles werde vertraglich geregelt, einschließlich Rückgaberecht, würde der neue Besitzer seine Kuh nicht mehr haben wollen.

Wer sich informieren möchte, wählt die Telefonnummer 07661/2249, klickt sich unter www.haeuslemaierhof.de ein oder fährt mal hin zum Häuslemaierhof nach Buchenbach. Freitags von 17 bis 20 Uhr und samstags von 9 bis 12 Uhr ist der Hofladen geöffnet, sonst auf Anfrage.

Monika Rombach , 12.3.2007, BZ

 

 

 

Deutschland legt nicht offen, wohin EU-Subventionen fließen

Noch immer wandert fast die Hälfte des EU-Budgets in die Landwirtschaft, 40 Milliarden Euro pro Jahr. Neben Spanien und Frankreich profitiert vor allem Deutschland davon - mit jährlich 6,5 Milliarden Euro. Seit Jahren geht die kritische Entwicklungshilfeorganisation Oxfam der Frage nach, wer eigentlich in den Genuss der Brüsseler Wohltaten kommt - bislang wenig erfolgreich..

13 EU-Staaten haben angekündigt, Informationen über die Verteilung der Agrarmittel veröffentlichen zu wollen. Schweden, Slowenien, die Slowakei, die Niederlande, Lettland und Dänemark erhalten von den Umweltorganisationen auf einer dafür eingerichteten Internet-Seite gute Noten für ihre Auskunftsfreudigkeit. Andere Länder wie Frankreich, Großbritannien, Spanien oder Italien haben die Zahlen teilweise veröffentlicht. Deutschland hingegen wird mit dem roten Aufkleber "denied" (abgelehnt) an den Pranger gestellt. Wie die jährlich 6,5 Milliarden Euro unter Deutschlands Bauern verteilt werden, bleibt weiterhin geheime Verschlusssache. Oxfams Agrarreferentin Marita Wiggerthale stellte Ende Januar auf der Grünen Woche in Berlin einige Zahlen vor. Sie stammen aus der Statistik des Hauptzollamts Hamburg-Jonas und beziehen sich auf 2005 - http://www.farmsubsidy.org:

  • Danach erhielt die "Emsland-Stärke GmbH" knapp sieben Millionen Euro an Exportsubventionen. Die werden fällig, wenn der Weltmarktpreis für ein Produkt unter dem EU-internen künstlich gestützten Preis liegt. Brüssel erstattet dann den Differenzbetrag.
  • Deutschlands größter Fleischhersteller, die Firma Vion in Düsseldorf, zu der auch der Schinkenhersteller Lutz in Blumberg zählt, erhielt für Rindfleisch-Exporte 6,7 Millionen Euro erstattet.
  • Der Bayer-Konzern bekam über drei Millionen für Zucker. Aus anderen Quellen lässt sich ableiten, dass die Südzucker AG durchschnittlich 90 Millionen Euro pro Jahr bekam. Weitere 2,2 Millionen flossen dem Unternehmen an Flächenprämien zu.

Geduldig und zäh arbeiten die Umweltverbände daran, aus vielen Einzelinformationen ein möglichst vollständiges Bild zusammenzutragen. Sie wollen den öffentlichen Druck so lange erhöhen, bis auch die hartnäckigen Geheimniskrämer klein beigeben. Nur noch fünf rote Aufkleber müssen sie derzeit vergeben: Neben Deutschland weigern sich auch Polen, Griechenland, Österreich und Irland, ihre Agrarsubventionen bekannt zu geben.
http://www.farmsubsidy.org, 15.2.2007


 



Neues zum Gemeinsamen Antrag 2007 und Cross Compliance - Einladung

Die beiden Fachbereiche "Landwirtschaft" und "Veterinärdienst" des Landratsamtes Breisgau-Hochschwarzwald, Außenstelle Titisee-Neustadt, und der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV) informieren Landwirte zum Thema "Neuerungen zum Gemeinsamen Antrag 2007 und Cross Compliance". Die Veranstaltungen finden jeweils um 20 Uhr statt:

am Donnerstag, 01. März 2007, in der Halle Buchenbach-Unteribental,
am Mittwoch, 07. März 2007, im Gasthaus Traube in Löffingen-Seppenhofen und
am Donnerstag, 08. März 2007, im Hotel Neustädter Hof in Titisee-Neustadt

Während des Abends erhalten die Teilnehmer alle Informationen, die sie für eine optimale Antragstellung des Gemeinsamen Antrags 2007 benötigen. Weitere Themen der Veranstaltung sind die Abwicklung einer Hofübergabe und Flächenab- oder Flächenzugänge, unter anderem im Hinblick auf Bestimmungen
zur Übertragung von Zahlungsansprüchen. Für den Gemeinsamen Antrag 2007 ergeben sich weitere Änderungen im Rahmen der 2003 beschlossenen EU-Agrarreform. Hierüber informieren die
Fachbehörden. Auch das bei den Landwirten zwischenzeitlich hinlänglich bekannte Cross Compliance ist ein Element dieser Agrarreform. Mit Beginn des Jahres 2007 wurde die letzte Stufe von Cross Compliance umgesetzt. Cross Compliance bedeutet, dass landwirtschaftliche Betriebe, die Ausgleichszahlungen der Europäischen Union erhalten, bei ihrer Betriebsführung bestimmte Grundanforderungen einhalten müssen. Neben der Erhaltung landwirtschaftlicher Flächen in gutem landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand und der Erhaltung von Dauergrünland, müssen zwischenzeitlich 19 Richtlinien und Verordnungen der Europäischen Union eingehalten werden. So sind etwa EU-Regelungen aus den Bereichen Natur- und Umweltschutz, Tierkennzeichnung, Gesundheit von Mensch, Tier und Pflanzen und seit Anfang 2007 aus dem Bereich Tierschutz relevant für  Cross Compliance. Liegen bei einem Betrieb Verstöße gegen Cross-Compliance-Regelungen vor, kann es bei den Direktzahlungen zu Kürzungen kommen. Mit der Agrarreform wurde darüber hinaus auf das System der Betriebsprämienregelung umgestellt. Hierbei handelt es sich um einen spezifischen Prämienanspruch, der in Form von Zahlungsansprüchen Grundlage für die an einen landwirtschaftlichen Betrieb gewährten Direktzahlungen ist. Das Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald lädt alle interessierten Landwirte herzlich zu den Veranstaltungen ein.

12.2.2007, Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald

 

Verkehrswege und Agrarflächen-Ausgleich zehren am Feld

Der Umkircher Walter Risch ist nicht der einzige Landwirt, der den Verlust von Bewirtschaftungsflächen beklagt, wenn die Bebauung von Land durch Ausgleichsflächen ökologisch abgefedert werden soll (siehe nebenstehenden Bericht) . Vor allem mit Verkehrsprojekten wie der B 31 West oder dem dritten und vierten Gleis entlang der Autobahn sind große Flächenverluste verbunden.

Akut brennt das Thema derzeit in Gottenheim unter den Nägeln. Dort läuft das Flurbereinigungsverfahren für die B 31 West. Über 14 Hektar Land müssen hier als Ausgleichsfläche her, was aber auf Gottenheimer Gemarkung nicht zu schaffen ist, wenn der vom Bauernverband verlangte maximale Flächenverlust pro Landwirt nicht mehr als vier Prozent betragen soll. Denn alle Landbesitzer kommen mit ins Boot, nicht nur diejenigen, über deren Grundstücke die Straßentrasse verläuft. Also werden Flurstücke getauscht und zugleich gebündelt sowie die geeigneten Ausgleichsflächen ausgewählt. Gestern beriet der Bötzinger Gemeinderat, ob und in welcher Weise die eigene Gemarkung in das Gottenheimer Flurbereinigungsverfahren einbezogen werden solle.
In Umkirch liegt die Flurbereinigung für die B 31 zum Teil schon Jahrzehnte zurück. So kam auch Walter Rischs Vater 1986 zur Bewirtschaftung des Freiburger Flurstücks am Mundenhofer Weg. Der Pachtvertrag war ausdrücklich daran gekoppelt, dass der Landwirt seine damalige Klage gegen die Planfeststellung der B 31 zurückzog. Denn deren Trasse, die unweit von Rischs Aussiedlerhof vorbeiführt, beschert dem Landwirt auch Flächenabzüge. Wirksam werden sie aber erst jetzt, mit dem im Oktober begonnenen Bau der Straße. Rischs Bewirtschaftungsfläche sank daher von 145 Hektar im Jahr 2005 auf noch 127 Hektar. Denn zur eigentlichen Trasse kommt noch die Ausgleichsfläche, diese aber laut Risch in doppelter Größe: Für einen Hektar Trasse müssen zwei Hektar Ausgleichsfläche bereitgestellt werden, die nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden können.

Wenn jetzt noch die 10 Hektar Land für die Freiburger Aufforstung am Mundenhofer Weg weggehen, zudem ein weiterer Hektar für eine Baugebietsausdehnung, dann nähert sich Risch der Marke von 100 Hektar. Die aber, verweist er auf Angaben der Bauernverbände, gelte als Wirtschaftlichkeitsgrenze für einen Vollerwerbsackerbauer, "und das schon seit Jahren" . Auf andere Flächen ausweichen zu können, sei unmöglich, weil die Flächenkonkurrenz in der immer dichter besiedelten Breisgauer Bucht stetig zugenommen hat. "Es gibt kein freies Land zum Pachten", klagt Risch. Eher drohen ihm weitere Flächenverluste für den Bau der Rheintalbahn entlang der Autobahn.
fri, 7.2.2007, www.badische-zeitung.de

 

Gute Stimmung im BLHV: Nachwachsende Rohstoffe sind gefragt

Die Landwirte jammern nicht. Das Konjunkturtief von 2004 scheint wegen zunehmender Nachfrage an nachwachsenden Rohstoffen überwunden. Die Stimmung sei deshalb so gut wie vor sieben Jahren. Dies erklärte der Kreisvorsitzende des Bauernverbandes (BLHV), Hermann Ritter, bei der Jahresversammlung in der Geschäftsstelle in Müllheim.

Am Boom der Bioenergie in Deutschland ist die Land- und Forstwirtschaft als Erzeuger von Biomasse zu 5,3 Prozent beteiligt. Der Anbau von nachwachsenden Rohstoffen stieg seit 1993 auf ein Rekordniveau von 1,6 Millionen Hektar, wobei allein auf den Rapsfeldern rund 1,1 Millionen Hektar abgeerntet wurden. Wenig Gewinn machen Landwirte dagegen im Bereich der Lebensmittel. 1970 haben deutsche Bürger knapp 19 Prozent ihrer Konsumausgaben für Nahrungsmittel ausgegeben, heute sind es nur noch 11,4 Prozent. Der Bauer erhält von jedem Euro, den Verbraucher für landwirtschaftliche Erzeugnisse ausgeben, gerade mal 25,8 Cent, gab Ritter zu bedenken. Größte deutsche Lebensmittelhändler sind Edeka und Rewe, größte Discounter Aldi und Lidl. An der Weltmarkt-Spitze stehen Wal-Mart (USA) und Carrefour (Frankreich). Dass Wal-Mart in Deutschland keinen Fuß mehr fassen kann, liege auch, so Hermann Ritter, an der steigenden Nachfrage nach regionalen und Bioprodukten, denn 72 Prozent der Verbraucher wollen heimische Erzeugnisse. Dass eine deutsche Milchkuh 1951 2600 Liter jährlich brachte, heute jedoch 6761 Liter liefert, liegt nicht am größeren Euter sondern am besseren Fressen. Außerdem werden Kälbchen nicht mehr gestillt sondern gesondert ernährt. Zum Vegleich: Eine Kuh in Israel liefert im Jahresdurchschnitt über 11 000, eine in Russland 3120 Liter Milch. Die schweizerische Firma Nestle hat die weltweit größte Molkerei. Milchprodukte werden vor allem in Finnland genossen mit einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 182 Kilogramm, in Japan sind es 35 und hier zu Lande knapp 93 Kilogramm.

Wegen erhöhter Tierschutz-Auflagen werden mehr Eier importiert. 45 Prozent der 64,6 Millionen Tonnen Eier werden in China gelegt. Die Bundesrepublik ist zwar mit 971 Milliarden US-Dollar Exportweltmeister, steht aber beim Weltagrarhandel mit 40 Milliarden Dollar nur an vierter Stelle, berichtete der Kreisvorsitzende. Der Preis für Schweine sei mit 1,70 Euro je Kilogramm 2006 gut dotiert gewesen, meinte Ritter. Zweitgrößter Schlachtbetrieb nach der Firma "Vion" ist der Aldi-Lieferant Tönnies mit jährlich 8,2 Millionen Schweinen.

Heute hat Deutschland 366 600 bäuerliche Betriebe mit 850 000 Beschäftigten. 1949 arbeiteten 4,8 Millionen Leute auf 1,6 Millionen Höfen. Mitgliederzuwächse haben die BLHV-Kreisverbände. Lörrach stieg um 20 auf 1515, Müllheim um 14 auf 1171 Mitglieder, berichtete der für beide zuständige Geschäftsführer .
Sigrid Umiger, 18.1.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

Immer mehr Bauern geben auf - Strukturwandel

Zahl der Höfe nimmt ständig ab: Viele Betriebe sind für den Nebenerwerb zu groß und für den Haupterwerb zu klein

Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe verringert sich stetig, auch im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. 4084 weist die Landesstatistik für das Jahr 2005 aus. 1980 waren es noch insgesamt 6800. Im gleichen Zeitraum hat sich die durchschnittliche Größe der Höfe von zehn auf knapp 24 Hektar mehr als verdoppelt. Die landwirtschaftlichen Strukturen im Breisgau und im Schwarzwald ändern sich unaufhaltsam.

Die Landwirte bei der Aufgabe oder Weitergabe ihres Betriebes zu beraten, ist eine der Aufgaben des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV). Jüngst widmeten sich Seminare des BLHV-Bildungswerks in der Katholischen Landvolkshochschule St. Ulrich diesen Themen. "Der Strukturwandel ist die Summe individueller Entscheidungen junger Leute, den Beruf des Vaters weiterzuführen oder eben nicht", erklärt Martin Behringer, Landwirt und Winzer aus Auggen. In einem anderen Dorf, 20 Kilometer Luftlinie entfernt, hat ein anderer Landwirt eine schmerzliche Entscheidung getroffen. Er ist 71 und hat zusammen mit seinem Sohn beschlossen, den Betrieb der Familie stillzulegen. Seinen Namen will er nicht in der Zeitung lesen. Denn, so der Landwirtschaftsmeister: "Es war für uns sehr schmerzhaft. Ich will nicht mehr darauf angesprochen werden." Mit 30 Hektar sei der Betrieb für den Nebenerwerb zu groß, für den Haupterwerb hingegen zu klein gewesen. Auch hätten die technischen Anlagen und Maschinen einer Erneuerung bedurft.
Auslöser, über eine Verpachtung der Flächen nachzudenken, war der zunehmende Schwund seiner körperlichen Leistungsfähigkeit. Sein Sohn werde in seinem erlernten Beruf außerhalb der Landwirtschaft tätig bleiben. Pächter zu finden, war kein Problem. Auch in diesem Breisgaudorf liefern sich zukunftsorientierte Landwirte wie Martin Behringer einen intensiven Wettbewerb um die Flächen.

So wie der 32-Jährige über den Hof geht wird sofort klar: Das ist ein Mensch, der gern draußen ist und zupacken kann. Beides liegt ihm. Martin Behringer war 15, als er beschlossen hatte, Landwirt zu werden. Während eines Praktikums in einem Werkstattbetrieb habe er gemerkt, dass er nur dann zufrieden sei, wenn er in der Natur arbeiten könne, erzählt er. Nach der Ausbildung und der Meisterprüfung im Fach Weinbau hat er einen eigenen Betrieb aufgebaut und eine Maschinengemeinschaft mit seinem Vater gebildet. Vor drei Jahren hat er die beiden Betriebe verschmolzen, die angestammte Hofstelle in der Auggener Ortsmitte aufgegeben und im Gewann "Föhrenbäumle" eine neue Betriebsstätte errichtet. Unterstützt von seinen Eltern, erwirtschaftet Martin Behringer sein Einkommen mit Rebkulturen, Ackerbau und der Direktvermarktung von Gemüse, Salat und Eiern. "Das alles ist sehr arbeitsaufwendig, aber ich könnte mir keinen schöneren Beruf vorstellen" , sagt er.
Behringer ist einer von derzeit 19 900 Haupterwerbslandwirten in Baden-Württemberg und einer von 1100 im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. Mit einer Fläche von rund 40 Hektar, was einer Verdopplung gegenüber 1990 entspricht, liegt sein Betrieb nahezu exakt im Landesdurchschnitt. Die Wachstumsschwelle liegt im Land derzeit bei 50 Hektar, was bedeutet, dass nur die Zahl der Betriebe zunimmt, die mindestens so viel Fläche bewirtschaften. Warum der Strukturwandel trotz monetärer Hilfen durch die Europäische Union sowie durch Bund und Land voran schreitet, ist einfach zu erklären: Landwirte sind wie Unternehmer in anderen Branchen unaufhörlich bestrebt, Fortschritte zu erzielen, um ihre Produktivität zu erhöhen. Bei jedem Innovationsschub wächst aber auch die Produktionsmenge insgesamt. Beispielsweise haben in den 1950er- Jahren deutsche Landwirte jährlich 1500 Kilogramm Milch von einer Kuh ermolken, heute erreichen die produktivsten Halter 10 000 Kilogramm je Tier, vorausgesetzt die Kühe besitzen das genetische Potenzial, erhalten erstklassiges Futter und fühlen sich in ihrem Stall und beim Melken wohl.

Auch die Erträge der Ackerkulturen sind enorm gestiegen. Bei stagnierender Nachfrage nach Nahrungsmitteln — was für eine hoch entwickelte Volkswirtschaft typisch ist — bewirkt das stete Angebotswachstum in der Tendenz sinkende Preise, weshalb die Einkommen der Landwirte im besten Fall stagnieren und die jeweils unproduktivsten Betriebe in einem bestimmten Zeitabschnitt ihre Erzeugung einstellen. Der Strukturwandel ist demnach unaufhaltsam, sein Motor ist der Abstand zum gewerblichen Vergleichslohn, er vollzieht sich, indem Landwirte, die nur geringes oder gar kein Eigenkapital mehr bilden, keinen Nachfolger finden und ihre Flächen an andere verpachten. Martin Behringer ist zuversichtlich, mit seinem Gemischtbetrieb auf Dauer ein ausreichendes Einkommen zu erzielen. Die Winzergenossenschaft, der er angehört, zählt zu den ertragsstärksten Betrieben im Markgräflerland, der Gemüse- und Obstladen, den er zusammen mit einem anderen Landwirt in Auggen betreibt, läuft gut und jüngst sind auch die Getreideerlöse in der Folge globaler Knappheit wieder gestiegen. Das Spiel zwischen Angebot und Nachfrage ist neuerdings wirksam, weil die EU ihre Preisregulierung weitgehend aufgegeben hat. "Man muss aber ständig überprüfen, ob die Arbeitsleistung ausreichend entlohnt wird. Aber das muss jeder Unternehmer", sagt Martin Behringer.

Eine kritische Überprüfung seiner Ertragskraft hatte auch der Landwirt aus dem Breisgaudorf vorgenommen. Nach 55 Berufsjahren war die Entscheidung nicht leicht gefallen. "Am schlimmsten war, dass ich nicht mehr raus auf den Acker konnte" , sagt er. Mittlerweile habe er sich aber daran gewöhnt und auch die Ruhe und Erholung habe er schätzen gelernt.
Silvia Faler, 10.1.2007, www.badische-zeitung.de

 

 

So sieht der Beruf des Landwirts wirklich aus

Unter dem Motto "So sieht der Beruf des Landwirts wirklich aus!" präsentierten Absolventen der Fachschule für Landwirtschaft sich und das zeitgemäße Bild vom Landwirt als Unternehmer unterhalb der Hochburg bei Emmendingen. Als Abschluss ihres mehrteiligen Lehrgangs hatten sie zum zweiten Mal eine Woche in der Katholischen Landvolkshochschule in St. Ulrich (KLVHS) verbracht, die mit der Fachschule für Landwirtschaft eng zusammenarbeitet.

Dass sie das Ziel — Stärkung von Selbstbewusstsein und Kreativität — erreicht haben, machten die Absolventen mit einer eindrucksvollen Präsentation deutlich. In den beiden Schulungswochen mit dem großen Thema "Persönlichkeitsbildung und Qualifizierung als landwirtschaftlicher Unternehmer" , die dem Abschlussabend vorausgegangen waren, sollten sich die Teilnehmer, angeregt durch ihre Lehrer Marijke Böhmer, Hans-Peter Wieland, Matthias Werner und Bernhard Nägele, Gedanken machen über sich und ihren Beruf, etwa über "Ziele und Visionen" , "Bäuerliches Selbstverständnis" , "Ethik — Religion — Glaube" , "Selbstmanagement" und "Persönlichkeitsprofil" . "Wir wollen erreichen, dass für die jungen Landwirte unternehmerisches Denken zur Selbstverständlichkeit wird" , fasste Bernhard Nägele von der Landvolkshochschule das Anliegen der Lehrer zusammen. Die Präsentation zeigte, dass die Schüler diese Grundidee nicht nur begriffen hatten — sie setzten sie auch überzeugend um. Teils als Power-Point-Präsentation trugen sie abwechselnd die gemeinsam erarbeiteten Referate vor.

27 angehende Landwirte aus den Landkreisen Offenburg, Emmendingen, Breisgau-Hochschwarzwald, Lörrach und Waldshut, darunter zwei junge Frauen, hatten die Aufgabe gestellt bekommen, bildlich darzustellen, wie sie sich ihren künftigen Beruf und sich selbst als Vertreter des modernen und zeitgemäßen Bauerntums sehen. Das Grundmaterial waren je ein zentnerschwerer Baumstamm und eine Motorsäge; heraus kamen vier ganz unterschiedliche Lösungen. Während bei den einen eine Skulptur mit Sockel als Träger für Begriffe wie "Ernährung" , "Energie" und "Landschaftspflege" und den Menschen an sich entstanden war, hatten sich andere mit der Zeit und ihrer Funktion auseinander gesetzt, symbolisiert durch eine große Standuhr. Eine robuste Sitzbank hatte die dritte Gruppe gefertigt, die gleich als Requisit für ein kleines Theaterstück genutzt wurde: Städtische Touristen treffen auf einheimischen Bauern und lernen von ihm so manches Wissenswerte, das mit ihren Vorurteilen aufräumt. Einen Zug in die Zukunft, zwar beladen mit allerlei Lasten, aber doch unaufhaltsam nach vorne drängend, hatte die vierte Gruppe geschaffen. Alle hatten sich, wenn auch jeder auf seine Weise, Gedanken gemacht über die erneuerbaren Energien, über die Produktionsbedingungen und das Bild, das sich die Öffentlichkeit vom modernen Landwirt macht. Um das zu ermitteln, waren die Schüler in den Tagen zuvor in Freiburg auf die Straße gegangen. Die Ergebnisse — positiv und ermutigend — konnten beim festlichen Abschlussabend an der Wand besichtigt werden.
Anne Freyer, 28.12.2006, www.badische-zeitung.de

 

 

 

38 Junglandwirte haben Meisterprüfung bestanden

Zum dritten Mal fand jetzt die sonst vor allem in Handwerksberufen übliche "Freisprechung" der Junglandwirte — nämlich die Verleihung der Urkunden zur bestandenen Meisterprüfung — im Regierungsbezirk Freiburg statt. Die Zeremonie wurde verknüpft mit einer weiteren Ehrung: 20 Landwirte erhielten zum 50-Jahr-Jubiläum ihrer Meisterprüfung den Goldenen Meisterbrief, 10 — darunter mehrere Winzer — den Silbernen zum 25jährigen. Ort der Veranstaltung war die Fachschule für Landwirtschaft Emmendingen-Hochburg, die auf eine lange Tradition der Ausbildung im Agrarsektor verweisen kann. Bereits vor 160 Jahren seien auf der Hochburg Landwirte ausgebildet worden, erinnerte Abteilungsdirektor Dieter Blaeß bei der Begrüßung der sehr zahlreich erschienenen Gäste. Regierungspräsident Sven von Ungern-Sternberg hatte es sich nicht nehmen lassen, die Urkunden und Meisterbriefe persönlich zu übergeben. In seiner Rede betonte er die gute Zusammenarbeit der Ausbildungsbetriebe mit den Landratsämtern und ging sodann auf die unverändert große Bedeutung des geehrten Berufstandes in einer globalisierten Welt ein: "Landwirtschaft wird vielleicht wichtiger denn je" , stellte er mit Blick auf die Tendenz zu regionalen und Bio-Produkten bei Verbrauchern und Supermärkten fest. Auch für den Regierungsbezirk selbst werde der Landwirtschaft eine maßgebliche Funktion im Wettbewerb der Regionen zukommen: Nicht nur unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten, sondern in Bezug auf die Landschaftspflege auch als touristischer Faktor sei Landwirtschaft mit entscheidend für die Präsentation nach außen. Im Anschluss an die Freisprechung der 38 Junglandwirte wurden schließlich die Silbernen und Goldenen Meisterbriefe verliehen. Die meisten der 20 noch lebenden Jubilare des Ausbildungsjahrgangs 1956 konnten sie persönlich entgegen nehmen.

Anton Stähle aus Eigeltingen-Münchhoff, einer der ausgezeichneten Bauern, stellte in seiner Rede in einem Rückblick auf die vergangenen 50 Jahre einen "unwahrscheinlichen Wandel in der Landwirtschaft" fest, der ein hohes Maße an Flexibilität erfordere. Der Meisterbrief, erklärte er, sei daher zwar das Ende der Ausbildungszeit — "aber niemals das Ende des Lernens." Helga Monke aus Emmendingen-Mundingen, die Bezirksvorsitzende des Landfrauenverbandes, erinnerte daran, dass lebenslange Lernen wichtig sei. Nur die heimische Landwirtschaft könne die Kulturlandschaft erhalten kann. Stefan Leichenauer, Vorstandsmitglied des BLHV, forderte in seiner Rede, dass die Fachschule auf der Hochburg auch künftig als Ausbildungsstätte erhalten bleiben müsse. Die feierliche und anschließend auch gesellige Veranstaltung umrahmte das Bläserensemble "Blechwerk" aus Gundelfingen-Wildtal. Die erfolgreichen Teilnehmer und Teilnehmerinnen an der Meisterprüfung aus dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald sind:

Jürgen Andris (Stegen-Eschbach), Bernd Fehrenbach (Titisee-Neustadt), Patrick Hofmeier (Titisee-Neustadt), Nico Daniel Löffler (St. Märgen), Roland Rombach (Breitnau), Dominik Scherrer (Neuenburg-Steinenstadt), Jürgen Schuler (Buchenbach), Daniel Till (Schluchsee), Rebecca Weber (Stegen-Eschbach), Michael Werne (Löffingen-Reiselfingen), Jochen Zipfel (Buchenbach).

Die Goldenen Meisterbriefe gingen an: Walter Hörner (Schallstadt-Wolfenweiler), Alois Neumeyer (Bad Krozingen), Gerhard Schindler (Müllheim) und Siegfried Schmidt (Breisach).
Carina Braun , 11.11.2006, www.badische-zeitung.de

 

Probleme der Bio-Landwirte mit der EU-Anbindehaltung

Auf die EU sind derzeit speziell die Bio- und die Höhenlandwirte gar nicht gut zu sprechen. Bürokratismus und inakzeptable Vorschriften bringen viele Landwirte an den Rand der Existenz. Dies war der Tenor, den die Grünen-Landtagsabgeordnete Bärbel Mielich bei einer Informationstour in Münstertal erlebte.

Schwerpunktthemen waren — zunächst auf dem Rathaus bei Bürgermeister Peter Jehle, später bei einer Fachgesprächsrunde in der "guten Bauernstube" von Hanspeter und Hilda Riesterer in der Unteren Gasse — die Landwirtschaft in engem Zusammenhang mit dem Tourismus sowie Umweltschutz und Energiefragen. Mit dabei waren Fredi Preiser aus Lenzkirch, zuständiger Außendienstberater des Rinderzuchtverbandes für Wäldervieh in Baden-Württemberg, sowie Joachim Wasmer, Inhaber eines Zucht-Biobetriebes Hinderwälder in Bernau. Beide bezeichneten die angekündigten EU-Richtlinien speziell für Bio-Landwirtschaftsbetriebe als geradezu inakzeptabel. Konkret geht es um die Vorschrift, dass ab 2010 die klassische Anbindehaltung der Tiere verboten werden soll - eine seit Jahrhunderten bewährte Methode, die den Tieren nicht im geringsten schade. Der von der EU geforderte (alternative) Laufstall sei vor allem in vielen kleineren (Nebenerwerbs-)Betrieben nicht realisierbar. Vielmehr müsste dann mit einer "Verwilderung der Tiere nach amerikanischem Muster" gerechnet werden. Aus Kosten- wie aus Platzgründen werde für viele Landwirte notgedrungen das "Aus" kommen, zumal eine Rückentwicklung der Biobetriebe in die konventionelle Betriebsweise (mit erlaubter Anbindehaltung) jeglicher Vernunft widerspreche. Die gastgebende Landwirtin Hilda Riesterer-Talens bestätigte ebenso wie die anwesenden Bio-Landwirte, dass sich ihre Tiere sieben von zwölf Monaten frei auf der Weide bewegen können, im Winter dagegen der Anbindestall die geeignete und tiergerechte Halteform für die Muttertiere und Milchkühe sei, während sich die Kälber ohnehin im Stall frei bewegen könnten. Die Tiere fühlten sich in keiner Weise "eingesperrt" und würden den von der EU geforderten Auslauf an zwei Tagen pro Wochen bei Kälte, Schnee und Eis glatt verweigern, so Bio-Bauer Wasmer, dessen Hof im schneereichen Bernau auf 920 Metern Höhe liegt.

Zur Sprache kam das Thema Kurtaxe, wovon in Münstertal bereits seit Jahren rund ein Drittel als Zuschuss an die einheimischen Landwirte für deren Einsatz in der Landschaftspflege geht. Bemängelt wurde das fehlende Bewusstsein, "dass wir alle zuständig und verantwortlich sind für unsere Kulturlandschaft" , ein Faktum, das bereits in Kindergarten und Schule stärker umgesetzt werden müsste. Wie die Abgeordnete erfuhr, gibt es in Münstertal zwar einige umweltfreundliche Energieprojekte (Wasser, Holz, Solar), dennoch könnten es weit mehr sein, auch im Bereich Windenergie, wie mehrere Teilnehmer meinten. Positiv entwickelt habe sich in jüngster Zeit die Vor-Ort-Vermarktung einheimischer Produkte, wie der samstägliche Bauernmarkt seit knapp einem Jahr belege. Doch auch hier übte eine Bäuerin herbe Kritik am politischen Bürokratismus, der Geflügel- und Fleischskandale nicht verhindere, aber eine über Jahrhunderte bewährte Käseherstellung behindere.

Bemängelt wurde von den Landwirten die Unsicherheit bei der finanziellen Förderung durch verschiedene Programme, die eine "Doppelförderung" nicht erlauben und zu Rückzahlungen führen können. Bärbl Mielich begrüßte die regionale Vermarktung der landwirtschaftlichen Produkte einschließlich eines bodenständigen Ambientes vor Ort, was auch im Sinne des angestrebten sanften Tourismus sei.
Manfred Lange, 3.11.2006, www.badische-zeitung.de

 


EU-Agrarsubventionen endlich veröffentlichen

Jeder und jede von uns zahlt im Schnitt jährlich 100 Euro an Steuern, die als EU-Agrarsubventionen ausgeschüttet werden. Was passiert mit dem Geld? Die Briten sind darüber informiert: Sie machen gerade Druck, dass die Queen nicht länger 1 Million Pfund und der Lebensmittelhersteller Nestle 21 Millionen Pfund an EU-Subventionen erhält, während umweltgerecht wirtschaftende Kleinbauern fast leer aus gehen. Kein Wunder, dass die hiesige Agrarindustrie von Transparenz nichts wissen will. Dabei hat die EU-Kommission jetzt eine Transparenzinitiative gestartet. Es soll bekannt werden, wer von den Agrarsubventionen profitiert. Aber Wirtschaftsminister Glos sperrt sich dagegen und will nur Zahlungen an Betriebe von über 2 Millionen Euro im Jahr veröffentlichen. Die Transparenzpflicht würde de facto verhindert. Mehr im 5-Minuten-Info unter www.campact.de/agrar/info/5min

Fordern Sie von den Ministern Glos und Seehofer Transparenz!
Zur Aktion: www.campact.de/agrar/ml1/mailer

15.9.2006


 

Wiesenmeisterschaft im Hochschwarzwald abgeschlossen

Die erste Wiesenmeisterschaft im Schwarzwald fand große Resonanz. Rund 60 Flächen wurden — wie berichtet — von Landwirten angemeldet. Die Preisverleihung fand am Wochenende auf der Baden-Messe in Freiburg statt. In der Kategorie artenreiche Magerwiese ging der erste Preis für eine Fläche auf der "Hohrütte" an Landwirt Heinrich Till in Schluchsee-Äule. In der Kategorie Gesamtbetrieb ging der zweite Preis an Eva-Maria Agostini in Löffingen-Göschweiler. Die Wiesenmeisterschaft ist ein Projekt des Landwirtschafts-ministeriums, des Landwirtschaftlichen Hauptverbandes, des Schwarzwaldvereins und des Naturschutzbundes. Ziel ist es, die Leistungen der Landwirte zur Erhaltung der Artenvielfalt zu würdigen.
12.9.2006, www.suedkurier.de

 

Welthandel und die heimischen Bauern

"Keiner der großen Staaten will jene Gruppen dem internationalen Konkurrenzkampf aussetzen, die im Wettbewerb kaum bestehen können, zu Hause ihre Interessen aber besonders stark artikulieren. Deswegen kündigen EU und USA zwar vollmundig Kürzungen bei den Hilfen für die Landwirtschaft an, zucken aber zurück, wenn es zum Schwur kommt" : Mit dieser Feststellung macht es sich der Autor zu leicht. Die Landwirtschaft, wenn sie im Wettbewerb nicht bestehen kann, hat keine Chance, auf andere Arbeitsgebiete auszuweichen, wie die Industrie. Den Bauern bleibt nur, ihre Höfe aufzugeben, Wiesen und Äcker unbearbeitet zurückzulassen, womit ein wesentlicher Teil unserer Kultur verschwindet. Mit ein paar Ökobauern, die es schon heute reichlich schwer haben, als Alibi wäre es nicht getan. Die heutige Kulturlandschaft wäre in weiten Teilen Vergangenheit. Oder wir müssten die Bauern im großen Stil als Landschaftspfleger beschäftigen und subventionieren: Das wäre keine tragfähige Lösung und käme kaum billiger. Es ist nicht fehlender Mut, hoffentlich aber Einsicht, die davor bewahrt, unwiederbringliches Kulturgut leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Es ist keineswegs erwiesen, dass wir den Entwicklungsländern einen Gefallen tun, als Gegenzug für unseren Subventionsabbau in der Landwirtschaft die Öffnung ihrer Märkte für unsere Industrieprodukte zu verlangen. Sie werden die Verlierer sein, denn gegen die Kapitalmacht der Industrieländer stehen sie auf verlorenem Posten. Die "Cocacolarisierung" der Wirtschaft wird voranschreiten und die tradierten Lebensgrundlagen kaputt machen. An Beispielen dafür fehlt es nicht. Ein Tor, wer glaubt, die schrankenlose Globalisierung wäre der Weg zum Paradies auf  Erden.

BZ-Leserbrief vom 5.8.2006 von Alexander Reiter, Kirchzarten


 

 

 

Regionaltypischer Brunch auf 14 Bauernhöfen im Naturpark

Auf kommenden Sonntag, 6. August, laden 14 Bauernhöfe im Naturpark Südschwarzwald erstmals zu einem regionaltypischen Brunch auf ihre Höfe ein. Hausgemachte Schwarzwälder Spezialitäten, bei denen Qualität und traditionelle Herstellung im Vordergrund stehen, und der direkte Kontakt zum Hof und der Bauernfamilie sollen die Besucher beeindrucken.

Die Veranstaltung steht unter der der Schirmherrschaft von Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch vom Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg, die an diesem Tag auf einem der Höfe auch persönlich die kulinarische Vielfalt des Südschwarzwaldes genießen will.

Bei Schwarzwälder Schinken, würzigem Käse, frischem Holzofenbrot, regionalen Säften und vielem mehr bieten die teilnehmenden Höfe eine reichhaltige Kostprobe heimischer Spezialitäten. Ob selbst gemachte Marmeladen, Honig oder frische Speckeier — für jeden Geschmack werde etwas dabei sein, versprechen die Organisatoren vom Naturpark Südschwarzwald. Dabei stehen nicht nur Gaumenfreuden im Mittelpunkt, sondern auch die enge Verbindung zwischen einheimischen Produkten, den Leistungen der Landwirte als Erzeuger und Landschaftspfleger und der einzigartigen Landschaft des Naturparks Südschwarzwald. Ein Sonntag, der unter dem Motto steht "Landschaftspflege mit Messer und Gabel" . Bei dem von den Höfen individuell gestalteten Rahmenprogramm erhalten große und kleine Besucher zudem Einblicke in das Leben und Arbeiten der Landwirte im Südschwarzwald. Der Brunch auf dem Bauernhof ist eine Gemeinschaftsveranstaltung des Naturparks Südschwarzwald zusammen mit dem Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV), dem Landfrauenverband Südbaden und der Landesarbeitsgemeinschaft "Urlaub auf dem Bauernhof".  Wer Lust hat, an dem Brunch auf dem Bauerhof teilzunehmen, sollte sich bis Samstag, 5. August, direkt bei den teilnehmenden Bauernhöfen anmelden. Die Platzzahl auf den Höfen ist begrenzt. Die Brunch-Bauernhöfe aus den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen sind:

Altenvogtshof Oberried, Telefon 07661/61818; Baldenweger Hof Stegen Telefon 07661/61219; Ferienhof Bührer Freiamt, Telefon 07645/475; Domäne Hochburg Emmendingen, Telefon 07641/915775; Hilpertenhof Titisee-Neustadt, Telefon 07651/7449; Melcherhof Buchenbach, Telefon 07661/980585; Sandhof Freiamt, Telefon 0 7645/913377.

3.8.2006, www.suedkurier.de


 

Bauern schlagen härtere Gangart ein - BLHV-Austritte

Landwirte stehen mit dem Rücken zur Wand und fühlen sich vom BLHV im Stich gelassen / Erste Austritte aus dem Dachverband

Bonndorf und Umland. Sie arbeiten rund 80 Stunden in der Woche, die Betriebsführung wird immer mehr zum bürokratischen Gewaltakt, Reglementierungen und Vorschriften lassen keine eigene Entscheidungsfreiheit mehr zu und der Lohn für die ganze Arbeit rutscht langsam unter das Sozialhilfeniveau. So lässt sich kurz die prekäre Situation der Landwirte in der Region zusammenfassen, die langsam nicht nur mit den Nerven, sondern auch mit ihrer Geduld am Ende sind.

Enttäuscht sind etliche Bauern auch von ihrer Interessenvertretung, nämlich dem Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV). Dieser stelle sich nicht energisch genug vor seine Mitglieder, arbeite in manchen Bereichen sogar kontraproduktiv, lautet die Kritik derer, die sich nicht mehr mit dem Spruch "es hätte ja noch schlimmer kommen können" abspeisen lassen wollen. Nach Informationen unserer Zeitung haben rund 16 Vollerwerbslandwirte aus der Region Bonndorf/Wutach/Stühlingen Konsequenzen gezogen: Sie haben ihre Mitgliedschaft im BLHV gekündigt. In einem Schreiben an den BLHV-Präsidenten Werner Räpple, den Pressesprecher Martin Armbruster, Landtagspräsident Peter Straub und Thomas Dörflinger (MdB) erläutern die ehemaligen BLHV-Mitglieder auch ihre Beweggründe für den doch ungewöhnlichen Schritt.

Zunächst einmal ist es der seit 2001 stetig sinkende Milchpreis, der den Landwirten die Sorgenfalten auf die Stirn treibt. In den vergangenen fünf Jahren sackte der Kilopreis (ohne Mehrwertsteuer), den die Breisgaumilch den Lieferanten ausbezahlt, von 34 Cent auf nun 25 Cent. Der Rinderberatungsdienst hat die Entstehungskosten eines Liters Milch auf 24 Cent berechnet. Hierin enthalten sind weder Personalkosten noch betriebswirtschaftliche Rücklagen, es handelt sich lediglich um Futterkosten. Folglich wirft die Milchproduktion keinen Ertrag mehr ab, man liegt — rechnet man die weiteren Kosten mit ein — unter den tatsächlichen Entstehungskosten, das heißt, man lebt von der Substanz. Ein Beispiel: Der um neun Cent gesunkene Milchpreis beschert dem landwirtschaftlichen Betrieb von Martin Lang in Lembach (jährliche Milchmenge 330 000 Liter) jährliche Mindereinnahmen von rund 30 000 Euro, ein satter Betrag, der in der Kasse fehlt. Der Milchpreis sinkt, der Verbraucher merkt aber nichts davon und bezahlt für seinen Liter Milch nach wie vor etwa 0,95 Euro (Breisgaumilch ohne Pfand). Auch dies ärgert die Landwirte, verschwindet das Geld doch offensichtlich in anderen Kanälen. Die Bauern fordern 40 Cent pro Liter Milch, eine Preisvorstellung, die vom Bauernverband als überzogen bezeichnet wurde. Und genau hier greift die Kritik der Mitglieder, die sich durch die Dachorganisation nicht mehr vertreten fühlen. Auch die Tatsache, dass die Breisgaumilch trotz der niedrigen Preise im Jahr 2005 einen Verlust von 1,9 Millionen Euro zu verzeichnen hatte, kann die Niedrigpreispolitik nicht unbedingt rechtfertigen. Die Kostenbremse muss in anderen Bereichen angesetzt werden.

Einnahmeverluste bei der Milch wurden noch begleitet von enorm gestiegenen Ausgaben in der Landwirtschaft. Die Landwirte Martin Lang und Cornel Güntert (Lembach), Hubert Korhummel (Lausheim) und Harald Burger (Münchingen), die bereit waren, die Situation der Landwirte im Gespräch mit der Badischen Zeitung zu erläutern, können ein Lied davon singen. Der Kraftstoffpreis hat sich in fünf Jahren verdoppelt, Strom, Heizöl oder Gaspreise klettern ebenfalls nach oben, hinzu kommt — dies betrifft Wutach — eine Wasserpreiserhöhung um einen Euro, was für Martin Lang 4000 Euro zusätzliche Kosten im Jahr verursacht. "Die Kosten-Gewinn-Schere klafft immer weiter auseinander, der Bauernverband müsste sich endlich wehren und nicht ständig zu Kompromissen bereit sein, die für seine Mitglieder nicht mehr tragfähig sind" , monieren die Landwirte. Außer viel Arbeit — nämlich eine 70 bis 80 Stunden-Woche — haben die deutschen Milchbauern auch viel Milch. Logisch wäre nun, so heißt es in den Schreiben, dass die Interessensverbände der Milchbauern sich zusammentun und gemeinsam für ihre Mitglieder auftreten. Während der Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM) für eine klare Quotenregelung ist und Überlieferungen schlichtweg ablehnt, lässt der BLHV die Überlieferungen zu. Bei mehr Angebot sinkt logischerweise der Preis. Wem dient also diese Vorgehensweise, lautet die Frage an die Funktionäre des Bauernverbandes.

Ein weiterer Punkt, der die Landwirte enorm belastet, ist der aufgeblähte Bürokratismus. Subventionsanträge beispielsweise (und ohne Subventionen können die meisten Bauern ohnehin nicht mehr überleben) sind so "nutzerfreundlich" formuliert und aufgebaut, dass selbst das Fachpersonal in den Ämtern Spezialisten hinzuziehen muss, um offene Fragen zu beantworten. Vorgaben des "Cross Com Line-Konzepts" , die ganze Ordner füllen, werden von den Landwirten als schlicht überzogen erachtet. Jede Kleinigkeit in der Betriebsführung, sei´ s die Art der Reinigung eines Anhängers, oder die Tauglichkeit der Kleidung beim Melken, wird über Paragrafen geregelt. Wird bei den Kontrollen auch nur das kleinste Vergehen festgestellt, werden dem Landwirt drei Prozent seiner Betriebsprämie abgezogen. Der Landwirt wird immer mehr entmündigt, an den gesellschaftlichen Rand gedrückt, klagen die Bauern und fragen sich, wozu junge Landwirte noch eine siebenjährige Ausbildung absolvieren, wenn keiner mehr seinen Betrieb führen darf wie er es für richtig hält. "Jedes Nitrat, das im Grundwasser ist, bedeutet für uns einen Ernteverlust" , macht Cornel Güntert aus Lembach deutlich, dass kein Bauer gedankenlos düngt. Und wenn die Reglementierungen bereits so weit gehen, dass in einem Kuhstall kein Schwalbennest mehr erlaubt ist, dürfte sich verständnisloses Kopfschütteln nicht nur bei den Bauern einstellen.

Damit aber noch nicht genug. Auf der Suche nach Gleichbehandlung sind die Bauern noch in Sachen EU-Richtlinien. Was die Auslegung der Richtlinien in den einzelnen Ländern angeht, wird nämlich mit unterschiedlichem Maß gemessen. Spritzmittel für Obst, das beispielsweise in Italien erlaubt ist, ist in Deutschland verboten. Das italienische Obst allerdings kommt in Deutschland auf den Tisch. "Der BLHV präsentiert sich in der EU als Vorzeige-Verband und lässt die deutschen Bauern Spalier laufen. Das ist o.k., wenn es sich im Rahmen hält. Der Rahmen wird aber gesprengt, wenn für dieses Spalierlaufen Betriebskosten so in die Höhe getrieben werden, dass die Landwirte betriebswirtschaftlich und sozial in die Knie gezwungen werden" , äußern die Landwirte auch diesbezüglich Kritik an den Verbandsfunktionären, deren Gehälter schließlich über die Mitgliedergebühren finanziert werden. Die EU-Hygieneverordnung für Schlachthäuser ist ein weiteres Thema, das die Landwirte dem BLHV ans Herz legen und zwar dahingehend, dass bei der Umsetzung ins nationale Recht auf einen Kulanzrahmen gedrängt wird. Werden die Richtlinien eins-zu-eins umgesetzt, würde das das Aus für die regionale Selbstvermarktung bedeuten. Das Thema Wasserschutz schwebt zudem noch drohend über den Köpfen der Landwirte in der Wutachregion. Nicht dass den Betroffenen die Qualitätsoptimierung des Lebenselexiers Wasser nicht am Herzen liegen würde. Nein! Zu befürchten ist allerdings, dass neue Schutzbestimmungen für die ganze Wutachregion die Landbewirtschaftung weiter einschränken und Ausgleichszahlungen ein frommer Wunsch bleiben.

Die 16 Bauern, die dem BLHV nun den Rücken gekehrt haben, hoffen, dass sich die BLHV-Vertreter künftig mit mehr Rückgrat für ihre Mitglieder einsetzen werden. Zum Thema Wasserschutz haben sich die Agrarier einen eigenen Anwalt genommen, nach dem Motto: "Wir können uns auch selbst vertreten." Insgesamt fordern sie auch ihre Berufskollegen dazu auf, mit dem Jammern aufzuhören und die Energie sinnvoller einzusetzen. Sie wollen ihre Anliegen in die Öffentlichkeit bringen, notfalls auch eine härtere Gangart einschlagen, um ihre Forderungen durchzusetzen. "Wir haben bislang nirgendwo gewonnen, nur verloren, jetzt ist es Zeit uns auf unsere Stärken zu besinnen und diese notfalls auch durch einen Lieferstopp zu demonstrieren" , machen auch Martin Lang, Cornel Güntert, Hubert Korhummel und Harald Burger deutlich, dass das Fass voll ist. Wenn Ärzte streiken, im öffentlich Dienst die Arbeit wegen zehn Minuten Mehrarbeit am Tag niedergelegt wird, dann können auch die Bauern den Arbeitskampf aufnehmen: "Bei uns geht es nicht um zehn Minuten mehr oder weniger Arbeit, bei uns geht es um Existenzen" , sagte Cornel Güntert abschließend.

Badische Zeitung Freiburg
Juliane Kühnemund, 22.7
.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen

 

 

 

Cross-Compliance-Richtlinien: Der Amtsschimmel wiehert im Stall

Efringen-Kirchen. Die Einhaltung der  zur Subventionsvergabe der EU macht den Landwirten zu schaffen. Dass es bestimmte Regeln geben muss, deren Einhaltung auch überprüft wird, bestreitet sicherlich kaum jemand. Doch mit welcher Flut an neuen Bestimmungen, Auflagen und deren Änderungen sich die Landwirte plagen müssen, wissen wohl die wenigsten.

"Cross Compliance" heißt das Regelwerk der Europäischen Union, das seit 1. Ja nuar 2005 in Kraft getreten, seither aber schon wieder umfangreich verändert worden ist und das den Landwirten das Leben schwer macht. Dieses Programm sollte die Auszahlung der Fördermittel aus den Töpfen der EU für die Landwirte vereinfachen, macht aber vieles wegen des hohen bürokratischen Aufwands — wie genaue Dokumentation und deren Überprüfung vor Ort — nur noch komplizierter. Bei Regelverstößen drohen Subventionskürzungen, aber auch Bußgelder.

Die örtlichen Landwirte wurden vom Landwirtschaftsamt in Lörrach über die neuen Regelungen und Pflichten schriftlich informiert. Wer genauer Bescheid wissen wollte, konnte an einem Seminar des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV) in Müllheim teilnehmen. Wer nicht hinging und glaubt, sein Betrieb genüge europäischen Richtlinien, der wird vielleicht von unangemeldeten Kontrolleuren des Landwirtschaftsamts eines besseren belehrt. Unlängst kamen zwei Kontrolleure bei Landwirt Aron Weiss in Efringen vorbei. "Eineinhalb Tage bin ich mit ihnen über die Äcker gestapft, von Feuerbach bis Kleinkems und von Märkt bis Welmlingen" , erzählt der Landwirt. Sie wollten nachsehen, ob in den Anträgen auf EU-Subventionen auch alles richtig angegeben war. Falls nicht: Subventionsabzug. Doch nicht nur die Fläche und deren Bewirtschaftung sowie die Art, Anzahl und Kennzeichnung der Tiere wird überprüft, sondern auch die Gerätschaften und baulichen Gegebenheiten auf dem Hof. Zum Beispiel muss nun jeder Betrieb über eine Grube verfügen, die groß genug ist, um sechs Monate lang die anfallende Gülle zu lagern. Wer keine hat, muss sich eben eine anschaffen. "Gerade kleineren Betrieben können diese Auflagen das Genick brechen" , sagt Landwirt Heinz Kaufmann vom Seebodenhof. Wer alle Auflagen erfüllen wolle, müsse im Zweifel kräftig investieren.


Wer nicht genau weiß, ob sein Bauernhof regelkonform oder verbesserungswürdig ist, kann Diplom-Agraringenieur Bernhard Saier anrufen. Er berät im Auftrag des Agrardienstes Baden — eines Tochterunternehmens des BLHV — die Höfe in Sachen Cross Compliance. Aber auch das ist nicht umsonst — eine vierstündige Beratung, die Anfahrt und ein Dokumentationsprotokoll kosten rund 300 Euro.
18.7.2006, www.badische-zeitung.de

 

Kunzenhof Littenweiler - Lernort Bauernhof für Referendare

Im Modul "Lernort Bauernhof" konnten angehende Gymnasiallehrer erstmals Landwirtschaft hautnah erleben. Die Idee dazu hatten Gabriele und Dieter Plappert: Sie ist Landwirtin, er ist am Seminar für Didaktik und Lehrerbildung tätig. Mit dabei war auch der BBL mit seinem Projekt "Schüler auf dem Bauernhof".

Vom Wohngebiet in Littenweiler aus kann man den über dreihundert Jahre alten Hof kaum sehen. Das steile Nordhang-Gelände macht eine rentable Bewirtschaftung im 21. Jahrhundert unmöglich. Aber der Hof wird trotzdem -- vor allem ideell -- gewinnbringend genutzt. Im "Jugendprojekt am Kunzenhof e.V." können Kinder und vergangenen Freitag zum ersten Mal auch Lehrer etwas über Landwirtschaft und den Bezug zwischen Mensch und Natur lernen (siehe BBZ 16, S. 41 oder in der BBZ online, www.badische-bauern-zeitung.de, Archivsuche "Kunzenhof").
Während Ziegen, Hühner, Katzen und Eselin Rosalie den Besuch gelassen hinnehmen, schnattern die Laufenten schon aufgeregt, als sich die Gruppe junger Lehrer zum Hofrundgang aufmacht. Gabriele Plappert erzählt den Referendaren einiges über den Hof und seine historische wie heutige Nutzung. Aber sie müssen auch zeigen, was sie können, Getreidesorten bestimmen zum Beispiel. Hat nun der Roggen oder die Gerste die längeren Grannen? Für die Praxis bekamen die Lehrer eine Sense in die Hand, um ein Stück Wiese von Hand zu mähen. Nach einigen Startschwierigkeiten konnte jeder das Erfolgserlebnis nachvollziehen, dass besonders für Schüler so wichtig ist.
In der Teepause -- mit selbst gebackenem Brot und Kräuterquark -- war Platz für etwas Theorie. Natürlich war die Gruppe daran interessiert, wie man solch einen Hofbesuch für eine Schulklasse organisieren kann. An diesem Punkt setzt das Projekt "Schüler auf dem Bauernhof" ein. Die Landjugend hält für interessierte Lehrer eine nach Landkreisen sortierte Liste mit Bauernhöfen bereit, deren Betriebsleiter gerne ihre Höfe für Schüler öffnen. Die teilnehmenden Betriebe sind völlig unterschiedlich. Sie reichen von kleinen modellhaften Bauernhöfen wie dem von Gabriele Plappert über Demeterhöfe bis zu großen Betrieben mit mehreren hundert Mastschweinen oder Milchkühen. Auch Unterrichtsmaterial oder hilfreiche Adressen gibt es über den BBL. Gerne nahmen die Referendare die Informationen mit -- auch um sie an ihre Kollegen weiterzugeben.
Damit konnte der Nachmittag aber natürlich noch nicht beschlossen werden. Schließlich stand der Ziegenquark noch auf dem Tisch. Wie melkt man Ziegen? Wie macht man Quark? Darauf ging Gabriele Plappert natürlich nicht nur theoretisch ein. Schließlich sollten die Lehrer ja auch erfahren, wie viel Spaß es den Schülern auf einem Bauernhof machen kann

Christina Mikuletz, 29.6.2006, www.badische-bauern-zeitung.de


 

Betriebshelfer für den Vollerwerbslandwirt: Zum Beispiel Norbert Tritschler

Was die Dorfhelferin für eine erkrankte Mutter, ist der Betriebshelfer für den kranken Vollerwerbslandwirt. Ein Beruf für Menschen die sich in der Landwirtschaft wohl fühlen, zupacken und Verantwortung tragen können, jenseits jeglicher Fernseh- oder Schwarzwaldromantik, so die Erfahrungen von Norbert Tritschler aus Schollach. Seit vier Jahren ist der 23-Jährige im gesamten Schwarzwald im Auftrag des Maschinenrings Schwarzwald-Baar auf verschiedensten Höfen im Einsatz wenn Betriebsleiter oder Inhaber ausfallen.

Weitere fünf Kollegen hat er beim Maschinenring mit Sitz in Donaueschingen. Die Einsätze sind meist in der Region, aber auch mit den Zentralen in Waldshut, Tuttlingen und St. Ulrich wird zusammengearbeitet. “Selbständiges Arbeiten ist immer angesagt”, erklärt Norbert Tritschler im Gespräch mit der BZ, denn der Betriebshelfer hat bei seinen wechselnden Arbeitsplätzen die volle Verantwortung für den gesamten Viehbestand und die Feldarbeit. Die Chance ständig Neues zu lernen, auf unterschiedlichste Menschen und Charaktere zu treffen, schätzt Tritschler an seiner Arbeit ebenso wie die Möglichkeit in und mit der Natur zu arbeiten.

Bei Harald Vogelbacher in Lenzkirch, dem derzeitigen Einsatzhof, sind 120 Rinder und Kälber, Schweine, Hühner und Ziegen zu betreuen, 80 Ar Wald und 100 Hektar Grünland zu bewirtschaften. Vogelbacher führt seinen Familienbetrieb in dem vier Erwachsene arbeiten, mit dem Hauptziel der Direktvermarktung von Fleisch- und Wurstwaren sowie Käsespezialitäten, Butter und Marmeladen. Der Hofladen und der Verkauf auf Wochenmärkten gehören dazu. Für die Buchführung und die kaufmännische Arbeit ist die Bäuerin zuständig. Auch wenn die Verwandtschaft in Notfällen mithilft, ist er froh über seinen Betriebshelfer, der fachkundigen Kraft, der er vertrauen kann, bekennt Vogelbacher.

Seine Ausbildung absolvierte Norbert Tritschler an der Berufsschule für Landwirtschaft in Freiburg. Verbunden damit war ein großer Anteil praktischer Arbeit. Ein Praxisjahr leistete er auf dem Hierahof in Saig, wo Waldwirtschaft, Milchvieh und Grünlandbewirtschaftung im Vordergrund stehen. Die Vermehrung von Getreide und Mais, sowie Haltung von 120 Pensionspferden waren die Hauptarbeiten der zweiten Ausbildungsstation, einem Hof in Neuenburg am Rhein. Die praktische Prüfung müssen angehende Landwirte während eines gesamten Arbeitstages in einem fremden Betrieb ablegen, während die schriftlichen Arbeiten an der Landwirtschaftsschule in Freiburg abgenommen werden. In drei Wintern besuchte Norbert Tritschler anschließend Schulungen zum Wirtschafter beim Landwirtschaftsamt Donaueschingen, ehe er dort die Meisterprüfung ablegte, die ihn nun auch zur Ausbildung von Lehrlingen berechtigt. Diese braucht er, so erklärt er lachend, wenn er irgendwann seinen großen Traum vom eigenen Hof realisieren will.

Badische Zeitung Freiburg
Alles von Liane Schilling vom 12.6.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen

 

 

Ohne Landwirtschaft und Bauern kein Tourismus

Immer stärker beschäftigen sich Kommunen im ländlichen Raum mit Fragen der Landwirtschaftspolitik. Für einige ist dieses Handlungsfeld sogar zu einem vorrangigen Aspekt ihrer Entwicklung geworden. In der Folge einer Informationsfahrt zum Landwirtschaftsministerium in Stuttgart legen Josef Waldvogel, Bürgermeister von St. Märgen, und sein Amtskollege Gabriel Schweizer aus Vogtsburg im Kaiserstuhl im Gespräch mit BZ-Mitarbeiterin Silvia Faller die Gründe für die zunehmende Bedeutung der Landwirtschaft dar.

BZ: Herr Waldvogel, Herr Schweizer. Wie haben Sie den Besuch im Ministerium erlebt?
Schweizer: Es war sehr interessant. Wer nicht dabei war, hat etwas verpasst. Das Informationsangebot war gut. Mir hat aber auch gefallen, wie wir unsere Probleme vor Ort darstellen konnten. Diese Offenheit hätte ich nicht erwartet.
Waldvogel: Ich sehe das genauso. Dieser Tag war wichtig, denn das Ministerium Ländlicher Raum ist für uns ein wichtiger Ansprechpartner. Andererseits sind wir diejenigen, die seine politischen Instrumente umsetzen. Es ist sozusagen Träger von Querschnittsaufgaben für nahezu alle Belange, mit denen sich eine Gemeinde im ländlichen Raum strukturpolitisch beschäftigt. Wertvoll war für mich auch, dass wir Neues aufgezeigt bekommen haben. Für die Kommunen eröffnen sich Möglichkeiten, landwirtschaftliche Betriebe im Einklang mit EU-Recht zu fördern.

BZ: Inwiefern?
Waldvogel: Im Bereich der so genannten zweiten Säule der Agrarpolitik mit dem Ziel einer integrierten Dorfentwicklung, was sowieso Ziel der Landesregierung ist.

BZ: Können Sie konkrete Beispiele nennen?
Waldvogel: Ohne aktive Landwirtschaft verliert eine Gemeinde im Hochschwarzwald wie St. Märgen ihre touristische Anziehungskraft. Mit diesem wesentlichen Standortfaktor können wir nun eine Unterstützung begründen.
Schweizer: Bei uns im Kaiserstuhl ist es genauso. Ohne die Wein- und Obstbaubetriebe ginge die touristische Struktur zu Grunde.

BZ: Bezahlen Sie an die Landwirte Geld? Oder haben Sie das vor?
Waldvogel: Nein. Es geht nicht um direkte Förderung, sondern darum, die Betriebe darin zu unterstützen, neben der eigentlichen Produktion neue Einkommensquellen zu erschließen, und zwar so, dass die Hofstelle das Zentrum der Wirtschaftstätigkeit bleiben kann. Wobei wir schon auch die Anschubfinanzierung eines Projekts unterstützen können. Ein Landwirt, der 30 Kühe hat, kann nicht noch irgendwo in einer Firma arbeiten. Aber er kann Feriengäste bedienen, Milch zu Käse verarbeiten und diesen vermarkten, Arbeiten für die Kommune ausführen oder sich im praktischen Naturschutz betätigen.

BZ: Können Sie Beispiele in Bezug auf die Landwirtschaft aus Ihrem politischen Betätigungsfeld nennen?
Schweizer: Ganz aktuell ist bei uns die Flurneuordnung. Ich kämpfe darum, dass die Behörde Verfahren in Angriff nimmt. Es gibt Lagen, die sind nicht befahrbar, wenn wir noch lange warten, fallen diese aus der Produktion oder einzelne Winzer finanzieren selbst Planien und ein Gebiet kann nicht mehr vollständig neu geordnet werden. Dann bemühen wir uns, innerörtliche Baulandpotenziale zu erschließen, etwa dass ungenutzte Scheunen zu Wohnhäusern umgebaut werden. Der Strukturwandel ist auch in den Obst- und Weinbaugebieten in vollem Gang. Die Folgen müssen wir als Kommune begleiten. Die Kommune ist auch im Naturschutz gefordert, sie koordiniert beispielsweise die Böschungspflege.
Waldvogel: Ein weiteres Feld ist die Sicherstellung der Grundversorgung mit Waren des täglichen Bedarfs. Und ganz wichtig ist die Entwicklung des Dorfkerns. In St. Märgen haben wir mit Mitteln aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) das Projekt “Krone” zusammen mit dem Landfrauenverein und privaten Investoren auf den Weg gebracht und die Verwaltung aus dem ehemaligen Kloster ausgelagert und dort ein Museum einrichten können. Das alles dient der Bevölkerung und den Feriengästen und letztlich auch den Landwirten.

Badische Zeitung Freiburg
Alles von Silvia Faller, 8.6.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen

 

 

Erste Wiesenmeisterschaft im Schwarzwald: Anmelden bis 27.Mai 

Im Rucksack ein Vesper, die Füße in gute Wanderschuhen gebettet — so kann eine schöne Wanderung beginnen, die durch die herrliche Landschaft der Region führt. Sonnenschein, bunte Wiesen, an denen man vorbei ziehen oder an deren Rand man sich zu einer Pause niederlassen kann, sind die Zutaten einer schönen Erinnerung nicht nur für Urlauber. Bei der ersten Wiesenmeisterschaft im Schwarzwald soll jetzt herausgefunden werden, wessen Wiese die größte Artenvielfalt aufweist.

Dass Landwirte die Landschaft pflegen und gleichzeitig die Wiesen als Futterquelle für ihre Tiere nutzen müssen, bleibt meist im Verborgenen. Nur mit Erfahrung ist die Artenvielfalt bei den verschiedenen Erwartungen zu erhalten. Wer seinen Urlaub im Schwarzwald verbringt, will die schöne Landschaft genießen und auch bunte Wiesen mit vielen Schmetterlingen sehen. Die Erholungsfunktion ist aber nur eine Aufgabe, die artenreiche Wiesen erfüllen: Mit der ersten Wiesenmeisterschaft wollen

das Ministerium für den ländlichen Raum, der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV), der Schwarzwaldverein und der Naturschutzbund (Nabu) die Leistungen der Landwirte würdigen, die mit Erfahrung durch die Bewirtschaftung eine ausreichend hohe Futterleistung und gleichzeitig eine große Artenvielfalt ermöglichen. Mit ihrer Arbeit erreichen die Bauern gleich mehrere Ziele: Sie erhalten Lebensräume für viele Tiere und Pflanzen, sie schützen das Grundwasser, das auf solchen Wiesen gereinigt wird, und sie erhalten das typische Landschaftsbild, weil in jeder Region bestimmte Pflanzen auf den Wiesen zu Hause sind.
Mit dem Wettbewerb wollen die Partnerorganisationen einerseits die Arbeit der Landwirte ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken und andererseits bei den Landwirten selbst für artenreiche Wiesen werben. Zwar sei das an Arten ärmere, oft geschnittene Grünland für die Milch- und Fleischleistung der Tiere besser als die so genannten zweischürigen mageren Blumenwiesen, sagt Rainer Oppermann vom Institut für Agrarökologie und Biodiversität in Mannheim, das den Wettbewerb koordiniert. Doch die Bedeutung des “artenreichen und blumenbunten Extensivgrünlandes” für den Futterbaubetrieb und intensiv wirtschaftende Landwirte werde oft unterschätzt. Die artenreiche Wiese liefere ein vielseitiges Futter, das für die Gesundheit der Tiere wichtig sei, sagt der Grünland-Fachmann. Ein anderer Vorteil des artenreichen Grünlandes sei auch, dass der Futterwert, etwa wenn die Ernte nicht am optimalen Zeitpunkt erfolgen kann, nicht so schnell sinke, wie eben bei artenarmen Wiesen.
Artenreiche Wiesen haben eine besondere ökologische Bedeutung, erläutert Oppermann, weshalb Landwirte, die solche Wiesen bewirtschaften, eine höhere Unterstützung vom Land erhalten. Indem die Bedeutung solcher Wiesen ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt und die Arbeit der Landwirte für deren Erhalt gewürdigt wird, wollen die Träger des Projektes auch die Akzeptanz in der Bevölkerung, bei der Europäischen Union und der Welthandelsorganisation für so genannte Ausgleichszahlungen an die Landwirte erhöhen.
An der Wiesenmeisterschaft können alle Bewirtschafter von artenreichen Wiesen zwischen Königsfeld und Schluchsee sowie zwischen Bräunlingen und St. Märgen teilnehmen. Auf der Anmeldung wird die genaue Lage der Fläche eingetragen und angekreuzt, welche Pflanzen dort wahrscheinlich vorkommen. Anmelden können sich Landwirte bis Samstag, 27. Mai. Ende Mai bis Anfang Juni werden die gemeldeten Flächen besucht und dokumentiert. Bis Mitte Juni werden dann die besten Flächen in den drei Kategorien (Fettwiesen und -weiden; Magerwiesen- und weiden; Betriebe mit Viehhaltung, vielen Grünlandtypen und hohem Anteil an artenreichen Flächen) ermittelt. Die Sieger werden im September geehrt.
Anmeldeformulare sind beim BLHV (Freiburg, Donaueschingen, Herbolzheim), bei den unteren Landwirtschaftsbehörden, beim Schwarzwaldverein in Freiburg und beim Naturschutzbund in Stuttgart erhältlich.

Alles von Sebastian Barthmes vom 17.5.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen

 

 

Cross Compliance: Statt einfacher wird's komplizierter für Landwirte

Dass bestimmte Vorschriften eingehalten und in gewissem Umfange auch überprüft werden müssen, leuchtet jedem ein; was derzeit jedoch an Neuregelungen auf die Landwirte zukommt, ist kaum mehr zu begreifen. Das “Zauberwort” heißt Cross Compliance und bereitet manchem Landwirt Ärger und Kopfzerbrechen, wie bei der kürzlichen Weideschlussbesprechung in Münstertal deutlich wurde.

Während sich der Normalbürger unter Cross Compliance kaum etwas vorstellen kann, ist diese Bezeichnung für den Landwirt inzwischen zu einem eher negativ belegten Begriff geworden. Darunter versteht man die Einhaltung von Detailvorschriften in der Landwirtschaft, insbesondere in den Bereichen Umwelt, Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit sowie Tiergesundheit und Tierschutz. Sie gelten zusätzlich zu anderweitigen Verpflichtungen und sind Teil europäischer Regelungen. Danach werden bei Einzelprüfungen festgestellte Verstöße gegen diese von Bund, Land und EU vorgegebenen Verpflichtungen zu einer Kürzung der Direktzuschuss-Zahlungen führen. Vor einer großen Anzahl von Landwirten informierten Weideinspektor Walter Martin vom Landratsamt Lörrach und die Vertreterin des Staatlichen Veterinäramtes Freiburg, Uta Hertkorn, über Einzelheiten und Auswirkungen der Cross Compliance-Regelungen. Walter Martin informierte die Landwirte über die Grundzüge der für die Empfänger von Direktzahlungen der EU wichtigen Cross Compliance-Vorschriften, deren Einhaltung künftig beim Empfänger vermehrt überprüft werde. Besonders schwierig ist die Grenzziehung zwischen erwünschten Landschaftselementen und unerwünschten Bewirtschaftungsfehlern, wie zum Beispeil dichter Farn oder flächige Verdornung. Für die Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen gilt die Einhaltung “guter fachlicher und ökologischer Praxis” ; besonders das Verbot der Beseitigung von Landschaftselementen wie Hecken, Gehölzen, Steinriegel, Sträucher oder Einzelbäumen und Baumreihen. Andererseits müssen mit Farn oder Dornen bedeckte Flächen sowie Bereiche, die der Sukzession unterliegen, bei der Angabe der Bewirtschaftungsflächen gesondert errechnet und ausgewiesen werden, um keine Zuschusskürzung befürchten zu müssen.

Die Einhaltung dieser Verpflichtungen werde künftig im Einzelfall überprüft, wobei Verstöße zu einer Zuschussrückzahlung oder Kürzung führen. Auch für die Lagerung und das Ausbringen von Gülle gelten besondere Vorschriften mit Überwachungskriterien, genauso wie für den Einkauf, die Lagerung und die Verwendung von Pflanzenschutz- und Düngemittel. Ziel dieser neuen Bestimmungen sei, dass Vorschriften eingehalten und ungerechtfertigte Direktzahlungen vermieden werden. Ob es hierzu allerdings derartiger umfangreicher und detaillierter Regelungen bedarf, bleibt zumindest fraglich und umstritten. Die Vertreterin des Veterinäramtes befasste sich in ihrem Referat mit Cross Compliance hinsichtlich der Tierkennzeichnung, der Lebensmittel- und Tierseuchenkontrolle. Auch in diesen Fällen verlangen die neuen Vorschriften von den Landwirten mehr denn je Bürotätigkeiten für die Registrierung und Kennzeichnung der Tiere von der Geburt bis zur Abmeldung bei der Zentralen Datenbank mit genauer Beachtung auch kleinlicher Bestimmungen. Dies gilt nicht nur für Rinder, sondern auch für Schweine, Schafe und Ziegen. Da Landwirte Lebensmittel erzeugen, bestehen auch in diesem Bereich verschärfte Bestimmungen, die für EU-Direktzahlungsempfänger von Bedeutung sind, um finanzielle Nachteile zu vermeiden.

Manche Landwirte halten die neuen Cross Compliance-Bestimmungen für weit überzogen und der damit verbundene Verwaltungsaufwand als zu hoch, weshalb teilweise die Befürchtung erhoben wurde, dass damit der Trend zur Betriebsaufgabe noch beschleunigt und vergrößert wird. Kritisiert wurden insbesondere der zunehmende Bürokratismus, einengende und zu kleinliche Vorschriften sowie das komplizierte Verfahren. Andererseits wurde von den Vertretern der landwirtschaftlichen Fachbehörden darauf verwiesen, dass die Cross Compliance dazu dienen soll, dass Fördermittel nur dann gewährt werden, wenn nicht nur die Landes- und Bundesvorschriften, sondern vermehrt auch die EU-Richtlinien eingehalten werden und dass Verstöße hiergegen zu einer Kürzung, Wegfall oder zur Rückzahlung der erhaltenen Prämien führen können. Es liege daher im Interesse der Betroffenen selbst, die Detailvorschriften zu beachten.

Alles von Eberhard Gross vom 8.5.2006 auf www.badische-zeitung.de lesen

 

Mutterkuh-Interview: Ich bin Rosi und lebe in Buchenbach

“Idyllisch!” schwärmt man gern vom “einfachen Leben auf dem Land” . Für die Landwirtschaft, die vielerorts, auch im Dreisamtal, ums Überleben kämpft, ist es das längst nicht mehr. Daher wandte sich die selbstbewusste Kuh Rosi vom Häuslemaierhof in Buchenbach an unsere Mitarbeiterin Monika Rombach.

BZ: Rosi, wo können dich unsere Leser denn persönlich treffen?
Rosi: Am besten am Samstag, 22. April, da bin ich mit meinem Kälbchen ab 10 Uhr, bis mir irgendwann nachmittags die Beine wehtun, auf dem Marktplatz in Kirchzarten vor dem Edeka-Markt Ruf. Ich will dort zusammen mit Bauern und Bäuerinnen auf die Bedeutung der heimischen Landwirtschaft aufmerksam machen. Und darauf, dass unserer Bauernhöfe und unsere wunderschöne Landschaft nur mit Leben erfüllt sein können, wenn die erzeugten Produkte wie Milch und Fleisch mit einem wertschätzenden Preis von Leuten von hier gekauft werden. Es gibt bei uns auch etwas zu probieren - und mein Kälbchen Rosamunde und ich lassen uns gerne von Besuchern verwöhnen.

BZ: Danke, dass du uns über dein Leben im Schwarzwald berichten willst. Stellst du dich unseren Lesern erst einmal vor?
Rosi: Ja gern, danke auch, dass so eine einfache Kuh wie ich `mal einem breiten Publikum erzählen darf, was ich den ganzen Tag lang mache, was ich zu allem denke, obwohl ich doch nicht mitreden darf. Also, ich heiße Rosi und lebe auf dem Häuslemaierhof bei Familie Ganz in Buchenbach. Geboren bin ich am 18. Mai 1996 in Oberried auf dem Wehlebauernhof. Dort verbrachte ich eine glückliche Kindheit bei viel persönlicher Zuwendung von Familie Winterhalter. Deshalb bin ich nicht menschenscheu und lasse mich auch nicht schnell aus der Ruhe bringen. Meine viel zu kurze Jugend durfte ich auf den herrlichen Weiden am Feldberg erleben. Kurz, weil mich dort ein kräftiger Vorderwälderbursche verführt und mir zu meinem ersten Kinderglück verholfen hat! Gerne wäre ich noch einen Sommer auf den Berg gegangen, aber mit meinem hoffnungsvollen Bauch hat mich beim Weideabtrieb von der Erlenbacher Hütte mein jetziger Besitzer Martin Ganz gerne mitgenommen. Natürlich überzeugten ihn auch mein Typ und mein schöner Teint. Seine Hoffnung auf viele, viele Kälber habe ich nicht enttäuscht; mit meinen zehn Jahren habe ich ihm schon acht Kälber gebracht, alle so nett wie ich!

BZ: Es geht dir bei ihm offensichtlich besonders gut?
Rosi: Ja, ich darf als Mutterkuh meine Kälber zum Säugen behalten. Andererseits, täglich am Euter massiert und gemolken zu werden, das würde mir auch gefallen. Ich bin übrigens schon Großmutter, meine Tochter Rosalie hat mir drei Enkel beschert. Wo meine anderen Kälber abgeblieben sind, will ich lieber nicht wissen, - ich glaube, sie leben alle nicht mehr.

BZ: Hat Martin Ganz sie denn verkauft?
Rosi: Ja, er erzählt mir immer, es täte ihm leid, aber ich müsste mir mein Futter halt irgendwie verdienen. Immer wieder Nachwuchs, das sei doch auch ganz nett.

BZ: Weißt du, wovon dein Besitzer mit seiner Familie lebt?
Rosi: Mein Besitzer lebt nicht nur vom Verkauf meiner Leistungen, er bekommt von verschiedenen staatlichen Ebenen Geld dafür, dass er und ich die Landschaft erhalten. Aber das wird immer weniger, obwohl die Kosten ständig steigen. Wenn mein Bauer und ich nicht so ein gutes Team wären und er nur auf das Geld schauen würde, hätte er mich längst verkaufen müssen. Aber er sagt, ich sei ja auch sein “Hobby” . Und für ein Hobby müsste er anderswo sogar zahlen. Nur, so ein Hobby kann er ja nicht den ganzen Tag betreiben, irgendwo muss er noch Geld verdienen. Deshalb hat er nicht viele Kühe.

BZ: Weißt du, ob das inzwischen auch viele andere Bauern so sehen, denn es gibt ja bereits Probleme mit der Landschaftspflege?
Rosi: Ganz richtig, damit die Weiden nicht zuwachsen, sollte für die Landwirte dringend mehr Geld in der Viehhaltung zu verdienen sein. Und wenn vom Staat nichts dazukommt, muss es irgendwie über die Produkte kommen, meint mein Besitzer. Die Milchbauern hoffen, über ihre Molkerei, das ist hier die Breisgau-Milch, weiterhin ein Auskommen zu finden. Weil es von dort wohl eine Vielzahl guter Produkte gibt. Aber die haben auch ihren Preis und stehen in scharfer Konkurrenz mit billigeren Produkten aus den Supermärkten.


Bauern-Power am 22.4.2006
Zu einem Treff auf dem Kirchzartener Marktplatz laden die “Jungbauern Dreisamtal” auf Samstag, 22. April 2006, ab 10 Uhr ein unter dem Motto “Besuchen Sie Kuh und Kälbchen, schauen Sie sich moderne landwirtschaftliche Geräte an und nutzen Sie die Möglichkeit zum Einkauf regionaler Produkte”. Um 11 Uhr starten Kutschen-Rundfahrten.
Dreisamtäler Hof - Regionales landwirtschaftl. Netzwerk >Dreisamtaeler-Hof (22.4.2006)

Badische Zeitung Freiburg
Monika Rombach am 19.4.2006 auf www.badische-zeitung.de


 

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