Inhaltsverzeichnis
Schützt die 200 jährigen Eichen vor dem Strassenwahn!!!
Tagebuch der BÖHMischE Dörfer GmBh - Gemeinschaft mit Baumhäusern
Es war noch stockdunkel, glücklicherweise regnete es nicht und so konnten wir eine Weile in Ruhe arbeiten. Wir warfen im Dunkeln gezielt Wurfsaecke mit Seil über die starken Äste und Kletterer stiegen zuegig am Stamm 20 - 25 Meter hoch. Gleich darauf wurden weitere Seile gelegt, um die Materialien hochziehen zu können. Plötzlich wurde gewarnt, daß die Polizei käme. Lichter wurden ausgeschaltet, das Filmteam löschte ebenfalls die Scheinwerfer. Von einem Moment auf den anderen atemlose Stille im ganzen Park. Eine Streife wurde zwar gesichtet, fuhr aber vorbei. Glück gehabt. So konnten wir in Ruhe die Plattformen hochziehen und befestigen, ein Infopavillion aufbauen, unser Gepäck in den Bäumen hochziehen, eine improvisierte Küche aufstellen, Banner aufhängen und genügend Seile legen, damit noch mehr Kletterer in die knorrigen Bäume steigen konnten. Und dann kam die Polizei doch. Drei große Bullies fuhren vor, beladen mit circa zwölf Polizisten. Sie filmten, liefen mehr verunsichert als bedrohlich herum und waren noch müder als wir. Vielmehr machten manche deutlich, daß sie keine Lust hätten, uns im mitlerweile wieder einsetzenden Regen auf den Bäumen nachzuklettern. Im Gegenteil, einige sagten (unter der Hand) daß sie eigentlich auch gegen diesen blödsinnigen Strassenbau seien. Wir wurden nicht umstellt, und es erfolgte auch keine Räumung. Nach etlichen Telefonaten eines höhergestellten Polizisten, erhielten wir als Antwort auf unsere Aktion: "Wenn sie hier friedlich im Park bleiben, dann lassen wir auch sie in Ruhe." Das hörten wir gerne. Nach einigen Stunden war auch kein Polizist im Park mehr zu sehen. Die Befürchtungen, während der Aufbauphase Schwierigkeiten zu bekommen, oder gar geräumt zu werden, blieben unbegründet.
Im Laufe des Vormittags wurden Presseerklärungen an die jeweiligen Zeitungen, Rundfunk- und Fernsehanstalten gefaxt. Ein Flugblatt wurde entworfen und für die Bevölkerung kopiert. Während morgens vereinzelt Jogger im Park gesichtet wurden, so erschienen nachmittags Spaziergänger, Messebesucher, Anwohner und Neugierige zahlreich. Nun spielte das Wetter gut mit. Es war zwar kühl und überall naß, aber der Dauerregen hörte auf.Im Laufe des Tages wurden Banner gemalt, mit den Aufschriften "B 31 NEU NIE" und "HUETTENDORF". Eigens für das Camp wurde ein Briefkasten gezimmert und gelb angestrichen. Wir haben jetzt die Adresse Huettendorf im Konrad-Günther Park, 79117 Freiburg. Essen zur Verpflegung wurde antransportiert, ein Spielmobil für Kinder am Traktor hergefahren und eine Antenne wurde aufgestellt, um direkt eine Live-Sendung von Radio Dreyeckland übertragen zu koennen. Zu dem wurden warme Getränke und Essen ausgeteilt, Bänke aufgestellt, Zelte aufgebaut, Hütten zum übernachten gebastelt, und Kletterübungen wurden für Interessierte durchgeführt.
Viel geschah, die Zeit verging wie im Fluge. Die Bevölkerung reagierte durchweg freundlich und positiv. Dies bemerkten wir daran, daß wir einzelne Kaffee- und Kuchenspenden als Dank und Anerkennung für unsere zum Teil wirklich harte und anstrengende Arbeit erhielten. Einige applaudierten und alle waren erstaunt, wie schnell wir ein komplettes Dorf aufgebaut hatten. Denn kaum jemand hatte länger als vier Stunden geschlafen. Außerdem hätte keiner gedacht, daß die Zusammenarbeit vor Ort so gut funktioniert, die Arbeit reibungslos ablief und uns die Polizei in Ruhe ließ. Der erste Tag im Konrad-Günther-Park war ein voller Erfolg. Es dämmerte bald im Park, auf den Bäumen und am Boden wurden die Schlafplätze fuer die Nacht ausgesucht, die Kerzen brannten im Pavallion, das Abendessen wurde gekocht, und eine lockere, entspannte und freundliche Stimmung machte sich breit. Der Tag B war zuende, die Aktivisten fürs erste erschöpft, aber glücklich, und die Nacht so dunkel und feucht wie der Morgen.
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Die ersten beiden Artikel standen im Lokalteil der BZ (Badische Zeitung). Der erste auf der Titelseite war nicht überragend geschrieben oder gar sympathisierend für uns. Der Kommentar auf Seite zwei erhitzte jeden im Hüttendorf, die Wahrheiten waren verdreht und irgendwie wollte uns einer Fremdenfeindlichkeit vorwerfen oder unterstellen. Wir reagierten so darauf, daß ein Leserbrief gegen den Kommentar verfasst worden ist. Wieder erschienen zwei Polizisten und wiederum machten sie uns deutlich, daß sie uns in Ruhe ließen, wenn wir das Hüttendorf nicht weiter ausbauen wollten. Desweiteren wurde ein Spendenkonto eröffnet, neue Zelte aufgeschlagen, die Küche mit Holzpaletten ausgelegt und neu überdacht. Ansonsten geschah nichts aufregend Neues. Gegen Abend strömten wieder vermehrt Menschen in den Park. RDL machte ab 20 Uhr wieder eine Live-Sendung vor Ort.
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Neue Flugblätter in einer Kopierauflage von 1000 Stück wurden bereits größtenteils in der Innenstadt und in den Mensen unter die Leute gebracht. Radio Regenbogen aus Freiburg war zu einem Interview im Hüttendorf. Auch SWF 4 erschien bei uns, um eine Live-Sendung zu gestalten. Der Kameramann wurde sogar mit seiner seiner Kamera über den "Aufzug" in schwindelerregende Höhe hochgezogen. Die Bilder sind mit Sicherheit super geworden. Weitere Artikel und Kurznachrichten über uns Baumbesetzter erschienen im "Schwarzwälder Blatt", im "Badischen Tagesblatt" und im "Südkurier".
Eine Konstruktion mit ganz besonderen Spaß wurde am Spätnachmittag von einigen Personen zwischen 4 Bäumen in ca. 10 m Höhe errichtet: ein großes Netz, in welchem bereits einige Kletterer angegurtet mit viel Vergnügen und Schaukelei herumhopsten. Leider dämmerte es kurz darauf, sonst hätten sich noch mehr diesen Spaß gegönnt.
Eine Werbung in großem Umfang erfolgte am Abend im SC-Stadion von Freiburg. Der SC spielte in einem Pokalspiel gegen Meppen - mit Fernsehübertragung - und in der Pause nach der Halbzeit wurden über die Lautsprecher Grüße von uns aus dem Hüttendorf bestellt. Anscheinend gab es allgemeinen Applaus. Der Einladung in den Park folgte keiner, dafür haben ca. 20000 Besucher im Stadion von unserer Anwesenheit auf und um die Bäume herum gehört. Das ist auch schonmal viel wert.
Abends wurde wieder gekocht und danach gab es wieder ein Plenum für alle, in welchem wichtige Punkte angesprochen wurden und Fragen geklärt worden sind. Die Arbeitsgemeinschaften "Presse", "Werbung" und "Vorbereitungsteam für das Festwochenende" wurden nochmals vorgestellt. Eine der Fragen bezog sich auf den fiktiven Tag der Räumung durch die Polizei und wie wir und dabei verhalten können und sollen. Es wurde auch nochmals das Gewaltfreie unserer Aktion betont. Ein Training dafür wurde festgelegt.
Der Abend am Feuer dauerte diesmal nicht ganz so lange. Es war sternenklar und dementsprechend ziemlich kalt. Einige haben gefroren und am Morgen mußten sich alle ersteinmal mit heißen Getränken aufwärmen.
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Der Donnerstag war ein reiner Arbeitstag: zusätzliche Plattformen wurden gebaut und es wurden die Presseerklärungen für die ausländische Presse in verschiedene Sprachen übersetzt.
Die ASTA-Vollversammlung an der Pädagogischen Hochschule Freiburg wurde heute für eine Infoveranstaltung genutzt, an der leider nur ca. 100 Studenten teilgenommen haben. Das Interesse war allerdings recht groß, ebenso die Bereitschaft, im Park vorbeizuschauen. Gleich nach der Versammlung kamen nochmal 10 Studenten, die auch wiederkommen möchten. Immerhin müßte das Interesse bei den PH-Studenten recht hoch sein, da die neue B31 direkt an der PH vorbeiführen wird.
Für das kommende SC-Spiel in Freiburg am Wochenende wurde nochmals ein Text für die Lautsprecherdurchsage geschrieben.
Den gesamten Nachmittag über waren recht viele Leute hier, jung wie alt, schätzungsweise 50 - 60 Personen.
Zwei Polizisten kamen mal wieder. Aus den Gesprächen geht hervor, daß übergeordnete Polizeistellen planen, unser Hüttendorf zu räumen. Die ortsansässigen Polizei-Beamten werden anscheinend übergangen, damit ihnen vermutlich keine Informationen über einen Räumungstermin rausrutschen. Die Polizisten aus Freiburg stehen wohl eher auf unserer Seite, schade ist eben, daß sie wohl keinen Einfluß mehr ausüben können, lediglich ein "gutes Wort" könnten sie einlegen. Heute morgen wollten sie sogar auf das Dach der AWO-Schule zum Beobachten steigen, doch die Mitarbeiter der Einrichtung weigerten sich.
Am Abend erklungen bei Kerzenschimmer und Lagerfeuer Gitarren- und Zieharmonika-Klänge. Heute Abend werden noch mehr Leute im Hüttendorf übernachten, die Baumpaletten sind nun alle belegt.
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BÖHMschE Dörfer GmBh - Gemeinschaft mit Baumhäusern
Letzte Änderung: 2. Dezember 1996